Direkt zum Hauptbereich

Erste Novembereindrücke

Der erste Morgen im November. Schon um acht Uhr spuckt mich der Bus als einen von zwei Fahrgästen irgendwo in einem Göteborger Gewerbegebiet aus. Ich laufe durch den düsteren, nassen, nieseligen Morgen. Ich bin zu früh. Die Tür ist noch verschlossen. Noch ist niemand da in meiner Praktikumsfirma. Ich schlendere weiter die Straβen entlang. Mein Blick bleibt an lauter Schmuddel und Schrott hängen. Schmutz. Überall liegen Teile, der Straβenrand ist übersät mit Styropor, Kabelresten, verbeulten Bierdosen. Der Herbststurm hat sein übriges getan. Das dämmere Zwielicht setzt alles wohl noch besser in Szene. Ein groβes Stahlregal erhebt sich aus einem Tohuwabohu aus Teilen. Es sieht wie der Versuch aus, etwas Gleichmäßigkeit ins Durcheinander zu bringen. Es muss ein verzweifeltes Unterfangen gewesen sein, das zu früh wieder aufgegeben wurde. C.S. Lewis geht mit durch den Kopf, der sagte, dass nichts in einer gefallenen Welt die Tendenz hat, sich zu ordnen und richtig zu gehen. Mein Gefühl sagt mir, dass er Recht hatte. In einer offenen Verladehalle hängen zwei Monsterlautsprecher aus welchen Discomusik in Monsterlautstärke donnert, ein Stampfen, das selbst die rangierenden Dieselmaschinen überdröhnt und sich in meinen Empfindungen mit den Abgasen der Monsterstapler vermischt. Ich sehe eine ausgediente Waschstraβe, dreckig, rostig. Schicksalsergeben lassen nutzlos gewordene Bürsten alles hängen und sich gefallen, nun ihrerseits vom Regen gewaschen zu werden. Mir fällt Bill Hybels ein, der 2003 in Oberhausen erzählte, sich hin und wieder als Autowäscher anstellen zu lassen, um den Kontakt zum echten Leben nicht zu verlieren. Und um Demut zu lernen. Ich bin genau richtig hier, schieβt es mir plötzlich durch den Kopf. Und je weiter ich zurück zu meiner Firma gehe, umso überzeugter werde ich: Dies ist mein Platz, vom Meister für mich ausgesucht. Hier bin ich hingestellt, in einer Welt, die so wundervoll sein kann, und doch so oft so trostlos ist, so wenig Hoffnung hat. Hier stehe ich, hier gehe ich, und möge Jesus mich weiter benutzen, Hoffnung, Farbe und Licht zu bringen. Die Firmentür ist immer noch verschlossen. In einer geschützten Ecke bringe ich meine Gedanken ins Notizbuch. Da kommt einer meiner Chefs. „666“ zeigt sein Autokennzeichen. Er begrüβt mich freundlich und lässt mich ein. Mein Praktikum beginnt.

* * *

The first morning in November. At eight o’ clock already the bus spews me out in the middle of one of Gothenburg industrial areas. I walk through a gloomy, wet, drizzling morning. I am too early. The door is still locked. Nobody there in the company where I am supposed to start my internship. I stroll further through the streets. Junk and muck catches my eyes. Dirt. Pieces everywhere, the roadside is strewn with polystyrene, cables, dented beer cans. The autumnal storm has done the rest. The dim twilight provides a perfect scene. A huge steel shelf has been raised out of a chaos. It must have been a desperate undertaking which has been given up too early. An attempt of bringing a little order into disorder. C.S. Lewis comes to my mind, who said in a fallen world nothing has the tendency to function right. My feelings agree with him. In an open loading hall are two monster loudspeaker. Disco music with monster volume thunders out of them, drowning out even the giant container forklift trucks. Following all the way to my ears along with the exhaust fumes of their diesels for creating a November morning emotion blend within me. I notice a beat up automatic car wash, dirty, rusty. Its useless brushes let everything hang down, surrendered to their destiny, bearing now to be washed itself by the November rain. I think of Bill Hybels, who told at the leadership summit 2003 in Oberhausen about his job as a car washer now and then, to keep in touch with normal life. To learn humility. “That’s just right for me to be here” it pops up in my mind. The further I go my way back to the company, the more convinced I get: This is my place, picked by the master himself. This is where He placed me, in a world that can be so wonderful. But can also be so miserable, hopeless. Here I stand, and my Lord continue to use me for bringing hope, colour, and light. The door to the company is stilled locked. I find a sheltered corner to write down my thoughts. Here he comes, one of my bosses. His number plate says “666”. He welcomes me friendly and locks up the door to let me in. My internship begins.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

Gemeinde - ein Verein oder eine Firma?

Bald ist wieder GLS-Zeit in Schweden. GLS heißt Global Leadership Summit und ist nichts anderes als Willow-Creeks jährliche Leiterkonferenz. In Schweden wird GLS in den Großstädten angeboten als eine halb Live, halb aufgezeichnete Veranstaltung. Unser Partner Saron ist Treffpunkt für alle Gemeindeleiter im Göteborger Raum. Natürlich werde auch ich wieder da sein, nicht zuletzt, um andere Gemeinden zu treffen und um getroffen zu werden. Nun habe ich selbst meine Leiterausbildung in den USA absolviert und weiß, dass die Amis hier sehr viel Gutes zu sagen haben. Ich weiß auch, dass die Deutschen in Sachen Menschenführung und Leitung deutlich mehr Nachholbedarf haben als die Schweden. Und so begeistert ich von vielen Dingen auch immer noch sein mag, ein paar Fragen wollen mir nicht mehr aus dem Kopf: Muss Gemeinde wie eine Firma geführt und strukturiert werden? Muss Gemeinde wie ein Verein geführt und strukturiert werden? Und wenn die Antwort auf beide Fragen auch Nein lauten kann, wie mu

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail