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Es werden Posts vom Januar, 2013 angezeigt.

Ja, ABER...

Der Hauptmann von Köpenick konnte sich noch des totalen Gehorsams aller Menschen erfreuen, nur weil er eine Uniform trug, und der Kaiser selbst fand das sogar höchst vorbildlich. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man uns in Deutschland Gott sei Dank beigebracht, selbst zu denken und Dinge zu hinterfragen. Fast immer aber, wenn man vom Pferd fiel, ist die Gefahr groß, nun auf der anderen Seite das Gleichgewicht zu verlieren - und uns Deutschen fällt es seither ziemlich leicht, uns einen Ruf als Kritiker und Besserwisser zu verschaffen, weil wir das Haar in der Suppe sofort erkennen und uns nicht scheuen, es auch sogleich anzusprechen. Deshalb möchte ich ganz meiner deutscher Herkunft entsprechend auch sogleich damit beginnen, was es an der Täufern auszusetzen gäbe. Nein, auch die Täufer waren nicht perfekt. Wie schon erwähnt, wer lange hinterm Gaul hergeschliffen wurde, fällt schnell auf der anderen Seite runter. Es gab einige äußerst kuriose und merkwürdige Entwicklungen die man heut

Kirche kriegt Krise

Die Täuferbewegung wuchs rasend, und zwar nicht nur in der Schweiz, sondern auch anderswo, vor allem in Deutschland. Die Täufer waren wenig organisiert, es war mehr wie ein Feuer, das unverhofft an mehreren Stellen gleichzeitig ausbrach. "Wer Jesus nachfolgen will, muss es von ganzem Herzen tun" - so ungefähr kann die Grundhaltung der Täufer ausgedrückt werden. Dazu gehörten einige Haltungen und Überzeugungen, die sich massiv von üblicher Kirchenansicht - auch reformatorischer - unterschieden, allen voran die bereits erwähnte Tauffrage. Für die Kirche war das eine höchst bedrohliche Situation. Die Kindertaufe in Frage zu stellen, hieß am Thron der Macht der sägen. Die Kirche war schließlich eine territorial eingeteilte Institution im Auftrag des Staates, und wer die Staatsbürgerschaft=Religionszugehörigkeit von Geburt an in Frage zu stellen wagte, war eine ernste Bedrohung. Die gesellschaftliche Stabilität hing nach Ansicht damaliger Herrscher von der Kindertaufe ab; wer

Herzlichen Glückwunsch nachträglich!

Am vergangenen Montag vor 488 Jahren geschah etwas merkwürdiges. Man schrieb das Jahr 1525, die Reformation war in vollem Gange und viele Menschen fühlten sich erleichtert. Immer mehr hingen den Reformatoren an den Lippen, begannen, selbst die Bibel zu lesen und zu verstehen. Schüler des Reformators Zwingli kamen zu einer für sie erschreckenden Erkenntnis: Die Kirche war totalitär, weil sie Menschen gegen ihren Willen den Glauben aufzwang. Alternativen waren absolut verboten. Die Zwinglischüler sahen die Kindertaufe als Wurzel des Übels an, weil hier aus willen- und hilflosen Babys künftige Mitglieder gemacht wurden. Eine Taufe müsse aber nach dem Glauben kommen, und christlicher Glaube kann nur bedeuten, sich aus freien Stücken entschieden zu haben, Jesus konsequent nachzufolgen. Die Gruppe diskutierte eifrig mit ihrem Lehrer Zwingli und forderte ihn auf, die Tauffrage in die öffentliche Diskussion aufzunehmen. Doch Zwingli wagte nicht. Er wusste, dass diese Frage politischer Spre

Das Warten der Gerechten

Seit langer Zeit las ich heute morgen wieder einmal die "Losungen". Wie schon bei der diesjährigen Jahreslosung erwähnt, ist diese Tradition hier längst nicht so bekannt wie in deutschen Landen, wo die von Zinzendorf entwickelte Idee ja ursprünglich auch herkommt. Das Warten der Gerechten wird Freude werden. Das ist also der heutige Losungsvers aus Sprüche 10,28. Als Lehrtext hat man passenderweise Hebräer 10,36 hinzugefügt: Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. Ich dachte an Carmen, die sich im Juli entschieden hat, Jesus nachzufolgen. Fast jede Woche trifft sie sich mit Karen und mir, um alle ihre vielen Fragen zu besprechen. Sie möchte alles lernen, was es zu wissen gibt. Sie hat Gottes Güte buchstäblich geschmeckt und Seine übernatürliche Kraft erlebt, die aus jedem Sumpf des Lebens retten kann. Eine Frage, die sie nun schon öfter gestellt hat, ist: Warum lässt sich Gott denn immer so furchtbar viel Zeit? Gute Fr

"Kirche, oh Kirche..."

...könnte man fast meinen, das Jesus im Himmel seufzen muss, so wie er es z.B. in Lukas 13,34 auch über Jerusalem tat. So vieles ist so falsch gelaufen. Listet man nur einen kleinen Bruchteil aller verhängnisvollen Entwicklungen auf, wie ich es in den vergangenen Tagen gemacht habe, liegt der Rückschluss nahe, man wolle dem "Leib Christi" übel nachreden oder ihn sogar verklagen. Was micht betrifft, so wünsche ich keiner Kirche etwas Übles, egal, unter welchem Namen sie sich vermarktet. Im Gegenteil. Es ist sogar mein Job, einen Löffel zu entwickeln, mit dem der kranke Leib Christi seine Medizin reinschlürfen kann. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass er wieder gesund und stark wird. Allerdings liegt die Gesundheit des jetzigen irdischen Körpers Jesu nicht in institutioneller Macht und seine Stärke nicht in der Gunst der Behörden oder des Staates. Diese Dinge waren und sind Gift, haben viele Körperteile und Organe stark beschädigt. Das Herz ist extrem schwach geworden. Das

Die Verumständlichifizierung des Evangeliums

Mach den Stoppuhrtest: Bitte jemanden aus einer Gemeinde, dir mal kurz das Evangelium zu erklären. Oder, wenn du es selbst meinst zu kennen, dann tu so, als würdest du es jemandem erklären. Begrenze Dich auf das Allerwichtigste. Nur, was man wirklich wissen muss, zählt. Mach's laut und hörbar, und miss auf jeden Fall die Zeit. Du hast ein paar Minuten zum Nachdenken, während du deine Stoppuhr holst und startbereit machst. Auf die Plätze, fertig, los. Und?! Wie gings? Wie viele Worte? Wieviele Sekunden? Minuten? Hast du sogar mehrere Leute gefragt? Was ist Bestzeit, Durchschnitt, gab's echte Prediger? Ich bin mir ganz sicher, dass die allermeisten heute viel mehr Zeit und Worte für "die gute Nachricht" brauchen, als es in den ersten drei Jahrhunderten üblich war. Die brauchten nämlich nur sieben Worte, und alles war gesagt: Jesus ist Herr und nicht der Kaiser. Das war "Evangelium", gute Nachrichten, brachte Menschen zum erleichterten Durchschnaufen.

Im Namen des Kreuzes: ✖♒☁ϟ☠†!

Wir alle kennen sie, die Kruzifixstreite. Das Kreuz sei grausam, erinnere an Unterjochung und solle besser aus dem Leben verschwinden. Zumindest aus dem öffentlichen. Christen finden solche Forderungen unerhört: Wie kann man so ein zentrales, christliches Symbol nach so langer Zeit plötzlich einfach so abschaffen?! Leben wir denn nicht in einem christlichen Land? Doch die Logik ist offensichtlich: Kreuze verschwinden, wenn die Kirche demontiert wird. Es ist u.a. der Preis dafür, dass zu viel christliche Symbolik zu lange als Zeichen der Macht missbraucht wurde. Zwei Beispiele aus den Tagen, wo die Kirche aufhörte, Jesus zu folgen: Am Vorabend der Schlacht gegen seinen Rivalen Maxentius sah der römisch-heidnische Kaiser Konstantin angeblich eine Vision. Konstantin deutete das ihm erschienene Bild als die ersten zwei Buchstaben des Wortes "Christus" - und damit als Orakel. Er ließ das gesehene Symbol, heute als "Christusmonogramm" bekannt, unmittelbar als Glücksbrin

Das Problem namens Jesus

" How do you solve a problem like Maria? " (Wie löst man ein Problem namens Maria?) sang die Äbtin im Musicalfilm " Sound of Music " über die aufmüpfige Nonne Maria, die sich einfach nicht an die klösterlichen Gegebenheiten anpassen wollte. 1600 Jahre vor der Sound-of-Music-Komposition muss die Kirche aber schon ein sehr ähnliches Lied gesungen haben: "Wie löst man ein Problem namens Jesus?!" Jesus wollte sich nämlich auch nicht an die neuen, kirchlichen Gegebenheiten anpassen; sein irdisches Leben und seine herausfordernden Lehren machten es den damaligen Leitern extrem schwer, nachdem die Kirche aufgefordert wurde, offizielle Staatsreligion des römischen Reiches zu werden. Ganze drei Jahrhunderte lang hatte Jesus und ihm nachzufolgen (und zwar auf Gedeih und Verderb) im absoluten Mittelpunkt des Christenlebens gestanden. Allein die Bergpredigt gab genug herausfordernde Hilfestellung für Jesusnachfolger in ihrer damals sehr ausgegrenzten Lage: Wie v

... and the church came tumbling down.

Foto: Òran Mór (www.oran-mor.co.uk) Wenige Monate vor Geburt dieses Blogs zogen wir aus Glasgow zurück nach Deutschland. Dort in Glasgow gab es nicht weit von unserer Adresse die "Kelvinside Parish Church". Gab es.  Gibt es aber nicht mehr. Heute ist dieses beachtliche Gebäude ein renommierter Nachtclub. Statt "Heiligenschein" ziert ein schiefer, blauer Neonkringel den Kirchturm, und das Innere der Kirche wurde ebenfalls interessant neuinterpretiert. Foto: http://oran-mor.co.uk/history/alasdair-gray/ Auf der Insel ist die Vermarktung von Kirchengebäuden schon lange gängiger Trend. In Ländern hingegen, wo Pfarrersgehälter immer noch größtenteils von staatlich eingetriebenen Steuern finanziert werden (z.B. Deutschland oder Schweden), hält sich die Illusion aufrecht, alles sei in Butter. Man kann aber auch weder auf deutsch noch auf schwedisch diesen treffenden sprachlichen Unterschied machen wie im Englischen: Dort unterscheidet man nämlich zwischen "

Gebetsclip

PS: Ich liebe übrigens jeden Weihnachtsbaum (ganz besonders natürlich unseren eigenen...)! Auch wenn "Oh Tannenbaum" nicht gerade einer christlichen Tradition entsprungen ist. Aber ich stehe auf dem Standpunkt: Zur Freiheit hat uns Christus berufen! Wer nicht den Baum anbetet, sondern das Kind in der Krippe und weiß, wer dieses Kind ist, der darf zu Ehren dieses Ereignisses auch sein Haus schmücken und sich in Kreativität üben, welch neue Symbolik man diesem Schmuck gibt.

Einbruch

Eine schöne Bescherung! Zwei mit wenig Scharfsinn gesegnete Menschen haben nachts auf umständlichste Art 50kr Wechselgeld (ca. € 5,50) aus der H2O-Kioskkasse erbeutet, wo sich die anderen Mieter der Büroräume schon mal einen Kaffee oder ein paar Snacks kaufen können. Am Fernsehapparat, der uns vor knapp drei Jahren von einem TV-Geschäft zur WM gespendet wurde, waren sie auch interessiert, aber nachdem die beiden einen Riesenwackermann weit geschleppt und durch's Glas geworfen hatten, war ihnen der wohl zu schwer geworden. Oder hat der Alarm sie vertrieben, dessen unerträglich schriller Ton Schädel zerspringen lässt? Wie auch immer, es hätte schlimmer kommen können. Doch 20.000kr Schaden sind eigentlich schon schlimm genug. Das Geld hätte auch sinnvolleren Zwecken dienen können. Ein Fall, der mich wieder an Albert Einstein erinnert, welcher gesagt haben soll: " Nur zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir jedoch nicht g

Raus mit euch!

For English, click here Die " Jahreslosung "* ist ein deutsches Phänomen. Wahrscheinlich hat man in deutschen Gemeinden bis heute schon so viel davon gehört, dass allen germanischen Christen die Jahreslosung 2013 schon längst wieder aus den Ohren heraushängt. Jenseits der Teutonen ist das anders. Erst vor wenigen Tagen erfuhr ich von der heurigen Losung. Hier, hoch im Norden, hörte ich noch keine Predigt zum Thema, las keine Andacht, nix. Völlig unbeleckt öffnete ich also den Hebräerbrief um Kapitel 13, Vers 14 zu suchen. Und was finde ich? Einen Abschnitt, der mein Herz zum Höherschlagen und den Blutdruck zum Steigen bringt. Ein missionaler Appell, wie er wohl kaum zu übertreffen ist: Raus mit Euch, ihr Frommen! Was sitzt Ihr da in euren Tempelmauern? Poliert ihr Heiligenscheine? Oder wartet ihr immer noch, dass die Welt in euer feines Jerusalem kommt? Wisst ihr denn nicht, wo sich euer Meister befindet? Draußen ist er, wo sich das gefallene Leben abspielt, da, wo di