Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Februar, 2013 angezeigt.

Vorbereitungen zur Umkehr: "Man nehme..."

Während ProChrist sich gerade mit astronomischem Aufwand auf offenbar ebenso astronomische Bekehrungszahlen vorbereitet, schlagen wir uns mit der Frage herum, wie gerade solche Menschen Jesus begegnen können, die absolut null Interesse an frommen Megashows und ihren Produzenten haben. Und davon gibt es hier sehr, sehr, sehr viele. Doch selbst unter ihnen gibt es neue Gläubige. Keine Massenbekehrungen mehr, sondern einzelne Ausnahmen. Meine Frage ist: Wenn ProChrist und ähnliche Billy-Graham-Style-Evangelisationen nicht mehr ziehen, was tut es dann? Seit Jahren versuche ich dieser Frage auf den Grund zu gehen. Gestern hatten wir einen Gast in unserem H2O-Teamtreffen. Eine politisch aktive Frau, die aus dem typisch säkularen Leben zu Jesus gefunden hat und nun nebenbei Theologie studiert. Sie erzählte uns von ihrer Reise. Im Gespräch mit ihr waren wir uns alle einig, dass sich ihr Bericht mit unseren Erfahrungen nahezu vollständig deckt. In ihrem Fall - wie auch in allen anderen Fälle

Ziffern, Zahlen, Quoten

Es gibt Menschen, für die sind Diagramme und Grafiken wie Mangrovengewächse: Hübsch anzuschauen, doch bedrohlich und undurchdringlich. Meine Frau gehört zu dieser Sorte. Für andere sind die gleichen Bildchen wie Segelgleiter, die Freiheit und Überblick geben. So einer bin ich. Von der diesjährigen "Pionierkonferenz"* in Uppsala hab ich mir ein paar Segelgleiter mitgebracht. " Anzahl freikirchlicher Gemeinden in Schweden sinkt deutlich ": Auszug aus Øivind Tholvsens Studie "Freikirche bewegt sich - freikirchliche Mitgliedsentwicklung 2005-2010". Weil es mehr solche gibt wie meine eigene Frau, will ich niemanden mit langen Statistiken langweilen. Hier nur mal ein paar kurze Aussagen zum Nachdenken: Von 1990 bis 2010 ist die Anzahl freikirchlicher Mitglieder in Schweden (aller Denominationen) um rund ein Drittel geschrumpft (von rund 300.000 auf 200.000). Im Zeitraum von 2000 bis 2010 wurden 552 Gemeinden geschlossen, das entspricht ungefähr eine G

Unlogische Logik

  Zweieinhalb Jahre bevor wir nach Schweden zogen geschah in einem mittelgroßen Ort nördlich Stockholms etwas Schreckliches: Nach dubiosen geistlichen Praktiken in einer Freikirche ließ der Pastor seine Frau erschießen. Im folgenden, monatelangen Medienrummel fanden sich vor allem die Worte "Pastor", "Gemeinde", "Macht", "Sex" und "Teufel" in den Schlagzeilen wieder. Ende dieser Woche wurde nun eine neue Untersuchung veröffentlicht, nach welcher sich die Pastoren Schwedens weitgehend einig sind, dass dieses Drama den Freikirchen einen deutlichen Sektenstempel aufgedrückt hat. Bemerkenswert fand ich einen Abschnitt über das "Knütbügefühl" (nach dem Ort des Geschehens benannt). Was ist das? In der Zeitung vom vergangenen Freitag ist darüber zu lesen: "... Menschen reagieren darauf, wenn sie warme Gemeinschaft erleben. Man erlebt plötzlich Angst, weil sie dieses Gefühl an die Bilder von Knütbü erinnert. Man glaubt wohl

Pizza und Tiefgang

Einmal jährlich versucht mein CA-Mentor und Supervisor Kevin Johnson aus Minnesota herzukommen, um Zeit mit uns zu verbringen, das Team kennenzulernen und die Lage zu peilen. Diese Woche war's wieder soweit. Nicht nur, dass wir einen gemütlichen Abend mit Pizza, Spiel und der H2O-Kerngruppe verbracht haben, Kevin versucht auch, Zeit für alle CA-Mitarbeiter persönlich zu finden und an allem teilzunehmen, was gerade auf dem H2O-Terminkalender steht, z.B. unserer monatlichen Pubnight am gestrigen Freitagabend. CA legt sehr viel Wert auf funktionierende Teamarbeit und versucht, mögliche Probleme schon im Keime zu erkennen und etwas dagegen zu tun. Wir haben im Laufe der Jahre viele, viele CA-Gäste bei uns zu Hause beherbergt die dadurch direkten Einblick nicht nur in unsere Familie, sondern auch in die ganze Teamdynamik und Arbeitsweise bekamen. (Fotos: Juliana Mittmann) Darüber hinaus haben Kevin, Karen und ich in diesen Tagen intensiv versucht, die Lage neu zu analysi

Tatort Angered

Eine echte Frohnatur war er. Stets gut gelaunt, immer zu einem kurzen Schwatz aufgelegt. Selbst die Tatsache, dass vor einem guten Jahr sein Arbeitsplatz und damit seine Einkommensquelle komplett niedergebrannt ist, erschütterte seine gute Stimmung kaum. Fast jeder in Angered kannte ihn. Seine "Wurst mit Mus" war wohl das preiswerteste Mittagessen, das in ganz Angered zu kriegen war. Im Durchschnitt gehe ich jeden Tag die Woche mindestens zweimal direkt an seiner Imbissbude vorbei. Es gab dort zwar leider keine deutsche Currywurst mit Pommes, doch der Duft erinnerte mich trotzdem oft an meine Heimat. Doch das ist nun Geschichte. An einem der vergangenen Montage wurde der frohgelaunte Türke in seinem Imbiss aufgefunden - erstochen. Entsetzen und Trauer machte sich breit. Bergeweise stapeln sich Blumen und Gestecke, niemand will glauben, dass ausgerechnet er von so einer brutalen Tat getroffen wurde. Die Menschen stehen an seiner Bude, diskutieren, spekulieren, schreiben Brie

Steinreich

Liseberg und Sahlgrenska (Vergnügungspark und Uniklinik) haben einiges gemeinsam in Göteborg: Beide teilen am Eingang Armbändchen an ihre Gäste aus, die damit Ewigkeiten warten dürfen, um zum Spaßteil zu kommen... Heute Vormittag vor einer Woche war meine Einführungslektion "Gemeindegründung" fällig. Doch nach dreieinhalb Stunden musste ich vorzeitig abbrechen. Die letzten 60 Minuten konnte ich wegen Schmerzen schon nur noch im Sitzen unterrichten, und während die Studenten halfen, meine sieben Sachen zusammenzupacken, wurde eine Ambulanz gerufen. Abgesehen davon, dass die Ambulanz trotz zweimaligen Nachbestellens nach 60 Minuten immer noch nicht da war, ich somit in einem Privatwagen eingeliefert wurde und danach noch weitere acht Stunden auf einen Arzt warten durfte (davon vier im Wartezimmer der Notaufnahme und vier im Behandlungszimmer), konnte die Ärztin dann Nierensteine konstatieren. Allerdings hatte sich der Stein bis dahin schon von selbst gelöst. In zwei Wochen

Einfach Jesus

Was den Papst und seinen Rücktritt angeht, so erleben wir hier ein breites Spektrum an Reaktionen. Von totaler Gleichgültigkeit (wohl die absolute Mehrheit) über lästerlichen Klatsch (" Der hat bestimmt auch was mit kleinen Jungs und bevor sie ihm auf die Schliche kommen, tritt er lieber ab! ") bis hin zu schierem Entsetzen (" Niemand kann so nahe zu Gott kommen, wie der Papst - und wenn der Papst das freiwillig aufgibt, dann muss ja wohl der ganze Glaube eine Lüge sein! "). Eins haben alle Reaktionen gemeinsam: Sie setzen christlichen Glauben mit Religion bzw. Institution gleich. So naheliegend das auch sein mag (ist doch der Papst nichts anderes als die alte fromme Kopie des römischen Kaisers), es beklemmt mich ganz persönlich. Wohin ich auch komme, sobald die Leute rauskriegen, dass ich "Berufschrist", also einer "von denen" bin, werde ich als eine Art "Außendienstmitarbeiter" der Anstalt betrachtet. Dabei will ich überhaupt gar ni

Der nackte Täufer

Das ist ja mal 'n Titel für'n Buch. Könnte glatt einer dieser Mittelalterkrimis sein, ein bisschen Historie und religiöser Anstrich, ein bisschen Psycho, ein bisschen brutal, viel dunkel und viel postmoderne Denkweise gemischt - und der Erfolg ist garantiert. Die schwedische Übersetzung des Titels verrät, worum es wirklich geht: "Radikale Jüngerschaft". Der Erfolg dieses Buches als Kassenschlager ist garantiert nicht garantiert. Jüngerschaft ist nämlich keine Jesusschnulze oder spirituelles Gewürz im faden Alltag. Jüngerschaft kostet - und zwar richtig. Der Preis ist immer höher als das, was wir bezahlen können. Und damit wird Jüngerschaft wohl nie besonders populär werden. Stuart Murray, Autor dieses 2012 in Schweden veröffentlichten Buches, stellt die ("Wieder"-) Täufer als lohnendes Beispiel und Modell für Gemeindebau im 21. Jahrhundert dar. Einige Beispiele, die mir aufgefallen sind: Für die Täufer habe nicht die Kirche als Institution sondern Jes

ra·di·kal [ʀadiˈkaːl]

Radikal und Religion klingt nicht gut in unseren Ohren. Da schwingt "totalitär" mit, "fundamentalistisch", kurz: gefährlich. " Religion light " ist angesagt, Privatspiritualität ohne aufzufallen. Dabei ist radikal erstens gar kein gefährliches Wort, und zweitens ist es genau das, was heute und in Zukunft gebraucht wird: radikale Nachfolge. Die Täuferbewegung wurde, wie schon erwähnt, die "radikale Reformation" genannt, konsequent und kompromisslos (und hier wird die Regel gemeint, nicht Entgleisungen wie Münster). John Stott hat es treffend ausgedrückt:* "Warum also 'radikal'? Das Wort "radikal" stammt vom lateinischen radix , welches Wurzel bedeutet. In England benutzte man dieses Wort anfangs, um im 19. Jh Politiker wie William Cobbert und ihre extremen liberalen oder reformatorischen Ansichten zu stempeln. Seither benutzt man es vor allem für Menschen mit tief gewurzelten Ansichten und vollkommenen Engagement. Man

Gebetsclip

- diesmal mit Frau.