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Es werden Posts vom Januar, 2017 angezeigt.

Die Gemeinde der Zukunft (8) leidet an enormer Fluktuation

In Zukunft werden Gemeinden an zwei Formen von Fluktuation leiden. Die erste ist tatsächliche Fluktuation. Jobwechsel, Umzüge, neue Lebensumstände - die Flexibilität der neuen Zeit lässt so manchen Gläubigen nur ein oder zwei Jahre in derselben Gemeinde verbringen. Jugendgruppen und Studentengemeinden kennen das Problem schon lange, nun wird es auch die Gemeinden der "Großen" erreichen. Die zweite ist gewählte Fluktuation. Es wird eine steigende Anzahl Gläubige geben, die Gemeinde X als ihre Gemeinde und ihr geistliches Zuhause loben. Doch sie tauchen nur dann auf, wenn es gerade passt, und es gibt viele Gründe, warum es gerade nicht passt. Das kann dazu führen, dass sich an drei aufeinanderfolgenden Wochen drei völlig verschiedene Menschengruppen treffen, die sich alle kennen mögen und zur selben Gemeinde rechnen. Beide Fluktuationen zusammen werden so manchen Leiter frustrieren, denn trotz vieler Stärken zeigt es die Unzuverlässigkeit und Kurzlebigkeit vieler zukünft

Die Gemeinde der Zukunft (7) hat andere moralische Werte

Fangen wir heute mit dem an, was die meisten Alten wohl ohnehin als schlechte Nachricht befürchten:  Zukünftige Gemeinden werden deutlich weniger Probleme mit sexueller Erregung haben als die meisten ihrer Vorgänger. Und zwar auch außerhalb der Institution, die wir heute als staatlich festgelegte Ehe kennen. Das heißt nicht, dass die lebenslange, monogame und treue Beziehung als höchstes, anzustrebendes Modell von Christen aufgegeben wird. Doch man wird gnädiger sein mit allen, denen das nicht gelingt. Wie man allerdings "gnädig" und "Gnade" definieren wird, bleibt wohl jeder Gruppe selbst überlassen. Ich bin mir sicher, dass sexuelle Unbekümmertheit bis hin zur Freizügigkeit aus heutiger Sicht als einer der Schwachpunkte der Zukunftsgemeinde ausgelegt werden könnte. Dafür gibt es viele Gründe. Erstens war Sex über Jahrhunderte die ultimative Kardinalssünde Nummer eins. Um das zu korrigieren, wäre es nicht verwunderlich, wenn das Pendel erstmal in die andere Ri

Die Gemeinde der Zukunft (6) legt Wert auf Beziehung

Eigentlich sollte es überflüssig sein, zu diesem Thema einen eigenen Blogpost zu schreiben. Gemeinde sollte immer Gemeinschaft und damit Beziehung sein. Leider ist sie's nicht. Allzuoft wurde Christentum mit einer unpersönlichen, frommes Show am Sonntagmorgen assoziiert: Man geht hin, schaut kostümierten Experten bei der Vorführung zu und geht wieder heim. Doch in Zeiten fotorealistischer 3D-Animationen, Cyberbrillen, wuchernder Vereinsamung und Individualisierung drängt uns der Geist Gottes mehr und mehr in Gemeinschaft als Jüngerschaftsschule hinein. Viele Gemeinden haben heute schon ein Kirchencafé. Das ist ein ebenso winziger wie wichtiger Anfang. In Zukunft wird man noch mehr abhängen wollen, voreinander echt sein. Und genau wie sich am säkularen Arbeitsplatz der soziale Wunschfokus vom "gutem Chef" (den wollte man gestern) auf "tolle Kollegen" (die will man morgen) verlagert, so wird man in zukünftigen Gemeinden weniger Gewicht auf einen "guten P

Die Gemeinde der Zukunft (5) ist ökumenisch

Wo es immer weniger Christen gibt, kann man sich keinen Exklusivismus leisten. Das ist kein neuer Trend. Schon lange spalten sich keine Denominationen mehr wegen des Backrezepts eines Abendmahlsbrotes. Solche Lächerlichkeiten konnte man sich nur leisten, als es in jedem Dorf noch genug Christen gab, die Zeit und Lust genug hatten, über solche Unwichtigkeiten zu streiten. War man erstmal lange genug der einsame, einzige Christ im Dorf, dann freut man sich über einen zweiten einsamen. Und plötzlich werden die Gemeinsamkeiten wichtiger als die Unterschiede. Heute gibt es die Allianz. Schon lange arbeiten Gemeinden auf lokaler Ebene zusammen. Doch das ist erst die Saat. Dieser Trend wird sich intensivieren und multiplizieren, weil es in Zukunft nicht sehr viele Alternativen geben wird. Wer nicht zusammenarbeiten will, wird exklusiv sterben, und der Grabstein wird ebenso schwer wie der dort verscharrte Dickkopf sein. Das heißt ganz praktisch, dass es auch zu Verschmelzungen ganzer De

Die Gemeinde der Zukunft (4) hat mehr Liturgie

Der Trend geht eindeutig zur Liturgie. Nicht irgendwelche regelmäßigen Gottesdienstgewohnheiten, die in Freikirchen auch schon mal gerne als "Liturgie" gesehen werden, sondern echte, klassische Liturgien unterschiedlicher Färbung. Stundengebete, Wechsellesungen, Gesänge, symblische Handlungen und so weiter. Vor allem junge Leute entdecken den kostbaren doch kostenlosen Wert und Reichtum, der darin zur Verfügung steht. Dafür gibt es einfache Erklärungen. Eine ist, dass es in Zukunft immer weniger Profi-Christen, also studierte und bezahlte Priester, Pfarrer und Pastoren geben wird. Damit werden es weniger Experten und mehr "Laien". Doch eine fertige Liturgie zur Hand nehmen und sie gemeinsam lesen und beten, das kann wirklich fast jeder. Ein anderer ist, dass extrem viel weniger Grundwissen über den Glauben vorhanden sein wird. Kein Religionsunterricht mehr, keine Unterweisung, wenig christliches in den Medien. Da können klösterliche Liturgien eines Kirchenjah

Die Gemeinde der Zukunft (3) hat kein Gemeindehaus

Gemeindehäuser und Kirchbauten sind keine Erfindungen des Neuen Testaments, sondern des römischen Reiches. Als Konstantin, römischer Kaiser seines Zeichens, das Christentum im 4. Jahrhundert erst tolerierte und später zur Staatsreligion erklärte, tat er dies mit typisch römischem Religionsverständnis: Es war Aufgabe der Götter, sich um das Wohl des Reiches zu kümmern und es war Aufgabe der Priester, das Wohl der Götter sicherzustellen. Die Göttertempel Roms waren also alles andere als religiöse Nebensache, sondern erfüllten einen poltisch-militärisch-wirtschaftlich extrem wichtigen Staatsauftrag. Als Konstantin zur Einsicht kam, dass der Gott der Christen stärker sein muss als alle römischen Götter zusammen, handelte er mit logischer Konsequenz und händigte in einem längeren Prozess sämtliche heidnischen Tempel an die Bischöfe der Christen aus. Fortan sollten sie ihren Gott dort so manipulieren, dass er Rom wohlgesonnen war. Die heidnischen Tempel wurden christianisiert, die Ide

Die Gemeinde der Zukunft (2) wird kein Geld haben

Kleine Gemeinden brauchen kleine Geldbeutel. Oder gar keinen. Doch so wie wir Kirche kennen, erscheint die Null-Budget-Gemeinde als schier undenkbar. Die Zukunft wird jene Unmöglichkeit widerlegen. Es gibt sie heute schon, Gemeinden ohne Konto und Kassierer. Zwar werden sie von den Großen, "Richtigen" selten ernstgenommen, doch dafür können sie niemals pleite gehen. Der Bau des Gottesreiches ist ohne einen einzigen Cent in der Tasche möglich, das wissen wir seit Lukas 10. Das bedeutet nicht, dass es keine Spenden oder "Zehnten geben" mehr geben wird. Im Gegenteil. Kleine Gemeinden müssen oft viel tiefer in die Tasche greifen, um manche Dinge möglich zu machen. Gastfreundschaft und Großzügigkeit werden keine Pflichten, sondern wahre Werte sein, die man sich was kosten lässt. Man organisiert sich anders und teilt anders. In Zeiten materiellen Überflusses sehen immer mehr junge Christen ein, dass z.B. drei Familien nur eine Bohrmaschine brauchen und nicht umgekehr

Die Gemeinde der Zukunft (1) wird klein sein

Die Gemeinde der Zukunft wird eine kleine Gruppe Leute sein, ähnlich einer LTG (Life Transforming Group). Man trifft sich regelmäßig, um ehrlich auszutauschen, was Gott in ihrem Leben tut und wie Nachfolge hier und heute im Alltag aussieht. Dazu wird man miteinander die Heilige Schrift und andere Ressourcen studieren. Man beichtet voreinander und betet füreinander. Manche dieser Kleinstgemeinden werden sich zu Netzwerken zusammenschließen, andere nicht. Nur wenige Minigemeinden werden sich einer heute bekannten Denomination oder Kirche anschließen und wenn doch, dann nur lose und ohne große Verpflichtungen. Wenn überhaupt, so werden kaum neue Denominationen gegründet (Ausnahmen sind Zusammenschlüsse alter, schrumpfender Denominationen zu einer neuen, größeren). Das bedeutet nicht, dass es keine großen Gemeinden mehr geben wird. Im Gegenteil, ein gegenläufiger Trend geht zur Megagemeinde. Dort werden sich alle sammeln, denen das klassische Gemeindemodell mehr liegt. Diese Gemeinden

Beten im Januar

Let's make Europe GREAT again!

Die heutige Amtseinführung Trumps war von mir so nicht geplant. Ich verspreche es. Doch sie passt hervorragend zu meiner neuen Serie über die Gemeinde der Zukunft. Denn alle Trumps, Brexits oder Pegidas dieser Welt sind Symptome desselben Phänomens: Unsere Angst vor der Zukunft, unsere Unsicherheit, mit den rasenden Veränderungen dieser Zeit umzugehen. Es heißt, es waren weiße, "evangelical" - ob man das jetzt mit evangelikal oder evangelisch übersetzt, ist egal - Christen, die Trump zum Sieg verholfen haben. Dieser Typ Mensch hat den Drang, das Leben in rechten, geordneten und "sündlosen" Bahnen halten zu wollen. Rückt einem die gefühlte Unordnung aber zu bedrohlich auf den Pelz, greift man mitunter zu drastischen, nicht selten scheinheilig-rechtgläubig klingenden Gegenmaßnahmen. So manche Gemeindeschlammschlacht beweist die verzweifelten Versuche, "Ordnung" wiederherzustellen. Es heißt, es waren auf dem Lande lebende ältere Herr- und Damschaften,

Bist Du bereit für Veränderung?

”Am nächsten Tag gegen zwölf Uhr näherten sich die Männer bereits der Stadt. Um diese Zeit ging Petrus zum Beten auf die Dachterrasse hinaus. Kurz darauf bekam er Hunger und wollte essen.  Während ihm etwas zubereitet wurde, hatte er eine Vision. Er sah den Himmel offen und etwas wie ein großes leinenes Tuch auf die Erde herabkommen. Es wurde an vier Zipfeln gehalten, und in ihm befanden sich alle möglichen Arten von Vierfüßlern, Kriechtieren und Vögeln. Eine Stimme sagte: "Los, Petrus, schlachte und iss!" "Auf keinen Fall, Herr!", sagte Petrus. "In meinem ganzen Leben habe ich noch niemals etwas Verbotenes oder Unreines gegessen!" Doch die Stimme forderte ihn ein zweites Mal heraus: "Was Gott für rein erklärt hat, halte du nicht für unrein."  Das alles geschah drei Mal, dann wurde das Tuch wieder in den Himmel hinaufgezogen.” Apostelgeschichte 10:9-16 (NBH) Wie hättest Du an Petrus Stelle reagiert, wenn Gott Dich zu etwas auffordert,

Wird es eine Gemeinde der Zukunft geben?

Steigende Säkularisierung. Enorm veränderte Alltagsgewohnheiten. Ständige, wenig christliche Medienbombardierung. Multikulturelle und -religiöse Gesellschaften. Rekordmäßige Kirchenaustrittszahlen (allein in Schweden sind 2016 so viele Menschen ausgetreten wie niemals zuvor). Das Wachstum mancher Freikirchen ist in alledem kein Gegentrend, sondern ein Teil der Symptome, weil es meist auf Kosten anderer Teile des Leibes Christi geht. Man kann sich fragen: Wird es in ein, zwei Generationen und danach überhaupt noch Gemeinde geben? Selbst wenn alle Trends fortsetzen wie bisher, selbst wenn es in Zukunft vielleicht sogar noch steiler in diese Richtung gehen wird, so ist die Antwort eindeutig: NATÜRLICH wird es das! Warum? Weil es nicht um uns, sondern um Gott geht. Gott hat die Gemeinde zu seiner eigenen Herrlichkeit geschaffen, nicht zu unserer. Erst durch die Gemeinde sollte Gottes Plan den Mächten und Gewalten in der Himmelswelt bekannt werden. Auf diese Weise sollten sie die v

Der Urdenker der Gemeinde der Zukunft

Wer sich professionell mit einem bestimmten Thema befasst, kommt nicht umhin, sich auch mit der Geschichte jener Thematik auseinanderzusetzen. Wie hat alles angefangen? Wie wurde es entwickelt? Wenn wir uns also intensiv mit allen gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen und ihren Auswirkungen auf Jüngerschaft und zukünftige Gemeinde und Mission, dann sollte eine Person erwähnt werden, die als "Urtyp" aller Vordenker für zukünftige Gemeinden angesehen werden kann. Es handelt sich um den Italiener Joachim von Floris. Joachim war ein stark eschatologischer Denker, baute seine Theologie von der Zukunft ausgehend auf, setze sich für geistliche Erneuerung ein und hat Klöster wie Orden mit seinem Denken nachhaltig beeinflusst. Wie alle, die in der Kirche außergewöhnlich oder anders als die großen Massen waren, wurde auch Joachim zu seiner Zeit im 12. Jahrhundert von der Kirche schräg beäugt, aber nie als Häretiker verurteilt. Bis heute wird so manche Erneuerungsbeweg

DESHALB verlieren wir nicht den Mut!

Die Tücken des Januars

Neulich bat mich meine Frau, sie abends mit dem Auto abzuholen. Es war ein sehr kalter, dunkler Januarabend. Am Tag zuvor hatte es geschneit. Wie immer kam der Schneepflug eine Woche zu spät. Nachdem der Wagen freigelegt und -gekratzt war, konnte ich losfahren. Doch irgendwas stimmte nicht. Ich hielt an, gab wieder etwas Gas und ließ die Kupplung kommen. Der Motor heulte, die Räder drehten auf fast flacher Straße durch. In seinem 17. Winter hatte unser Bulli sich zum ersten Mal die Handbremsen festfrieren lassen. Alle Versuche, sie zu lösen, scheiterten. Das war insofern ein größeres Problem, als ich unseren Sohn am nächsten Morgen um fünf Uhr zum Flughafen bringen musste. Geduld, Hämmerchen, Holzklötzchen und Heißluftföhn waren schließlich die Tricks, die zur Lösung führten.  Was unser Auto in 17 Jahren zum ersten Mal erlebte, passiert mir als Mensch seit zehn Jahren jeden Januar: Die Handbremsen frieren fest. Es bedeutet, dass man die gleiche Menge Energie, die man sonst zu

Auch Norwegen schafft Staatskirche ab

Zur Abwechslung eine kurze Nachricht aus Skandinavien (wo ich schon hier im Norden lebe): Im Jahre 2017 wird sich auch der norwegische Staat von "seiner" Kirche trennen: Die Staatskirche wird abgeschafft. Dies geschieht also 500 Jahre nach der Reformation und 17 Jahre nachdem Schweden den gleichen Schritt gegangen ist. Es zeigt, dass auch in Norwegen die Säkularisierung voranschreitet, obwohl man im Land der Fjorde wirklich noch längst nicht so weit ist wie anderswo, und das ist sehr gut für die Norweger. Hier gibt es noch durch Bekehrung wachsende Gemeinden und gut besuchte Alphakurse. Auch M4, ein Trainingsprogramm für Gemeindegründer im Stile der Gemeindewachstumsbewegung der 1990-er Jahre, wurde in Norwegen entwickelt. Stabkirche der Staatskirche Norwegens (Foto: Tomasz Halszka via Wikipedia CC)

Die hässliche Seite der Schönheit

Viele Deutsche mögen Schweden, nicht zuletzt schwedisches Design. Neulich machte ich mit einigen Deutschen eine Stadtführung durch Göteborg, und die Kommentare waren eindeutig: "Wie schön!" "So sauber und aufgeräumt!" "Der Weihnachtsschmuck ist gar nicht so kitschig!" "Die Schweden wissen, was schön ist!" Richtig, die Schweden verstehen es. Ich möchte euch eine kurze Geschichte von Yngryd erzählen. Sie ist eine typische Schwedin, groß, blond, schlank. Wie alle Schweden machte sie Abitur, und wie viele andere legte sie hinterher ein Gapyear ein, eine Zeit im Ausland, um die Welt kennenzulernen und das Leben zu genießen. Die Welt war so spannend, dass aus dem Gapyear zwei Gapjahrzehnte wurde. Als sie wieder zurückkam, war es Zeit für eine Berufsausbildung, fand sie. Hier trafen wir Yngryd zum ersten Mal. Sie war interessiert an H2O. In vielen Unternehmungen und tiefen Gesprächen lernten wir sie recht gut kennen. Yngryd fühlte sich leer und su

Die Leere war eine Lehre

Angeredsbron  "Bitte lass mich auch die andere Seite sehen!" war mein wiederholtes Gebet beim Anblick der vielen Häuserfassaden während der ausgiebigen Gebetsmärsche im ersten Jahr unseres außergewöhnlichen Dienstes. Es dauerte seine Zeit, doch Gott antwortete. Die Türen, die mir in den Jahren danach in die unterschiedlichsten Wohnstätten geöffnet wurden, führten mich in vielen Fällen in eine Welt der Verzweiflung. Alkohol- oder Drogenmissbrauch, völlige Einsamkeit, zerbrechende Beziehungen, Oberflächlichkeit, Krankheit, Angst. Mal mehr, mal weniger. Mal überdeutlich, mal subtiler.  Manche von denen, die ich dort antraf, waren in religiösen Familien groß geworden und haben sich aus diversen Gründen wieder vom Glauben abgewandt. Oder sie kämpften mit ihrer religiösen Vergangenheit. Viele, sehr viele andere hatten aber so etwas wie Glauben, der das Leben prägt, nie erlebt.  Meine Augen sahen eine Menge Menschen, meine Ohren hörten unzählige Geschichten, mein Her

H2O im Rückspiegel

Im Rückspiegel sieht vieles ganz anders aus als durch die Windschutzscheibe. Als wir vor zehn Jahren begannen, unseren Dienst in Göteborg vorzubereiten, kristallisierte sich der Auftrag heraus, neue Ansätze für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln, und zwar durch den Start eines Pilotprojektes. Vor unserer Ausreise sah der Plan im Groben so aus: a) Möglichst viele Menschen weit außerhalb bestehender Kirchen und Gemeinden kennenlernen und freundschaftliche Beziehungen zu ihnen aufbauen und pflegen b) Mit Unterstützung vieler Fürbeter möglichst viele kreative Ideen entwickeln und testen, wie das Evangelium dort proklamiert werden kann, wie man Interesse weckt und um dann dazu einzuladen c) Eine Anzahl x Menschen wird erwartungsgemäß daraufhin Jesus und neues Leben finden und sowohl mit Jesus als auch in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten leben wollen (x war nicht definiert, doch lag wahrscheinlich gefühlt irgendwo zwischen 30 und 100) d) Gemeinsam mit den Leuten aus der Men

Missional, theologisch, kreativ

Missional, theologisch, kreativ - diese drei Schlagwörter haben wir im EAT ( Communitas' European Advancement Team ) herausgearbeitet, um den Weg für nachhaltige Gemeinden der Zukunft zu bereiten. Auch auf unserem gestrigen, ersten Treffen im neuen Jahr haben wir weiter darüber gesprochen. Heute möchte ich Euch gerne einen Artikel vorstellen, den ich für sehr gut und inspirierend halte. Und das, obwohl er noch nicht mal von einem Christen verfasst wurde. Er handelt von "kreativen Minderheiten", ein sehr treffender Begriff für die Gemeinde der Zukunft, und wurde vom ehemaligen britischen Großrabbi Jonathan Sacks vor drei Jahren veröffentlicht. Ich wünschte, ich hätte die Zeit, ihn für Euch übersetzen zu können, doch leider geht das nicht. Wenn Ihr des Englischen mächtig seit, möchte ich Euch diesen Artikel mit einer guten und großen Tasse Tee wärmstens ans Herz legen. Ihr findet ihn hier: https://www.firstthings.com/article/2014/01/on-creative-minorities Segen

Auf zu neuen Ufern

Ein neues Jahr, der erste Arbeitstag. Meine wichtigste Aufgabe heute wird das erste EAT-Treffen (European Advancemend Team) für 2017 vorzubereiten und zu leiten. Doch vorher noch eine paar andere Planungen und Telefonate - Dinge erledigen, von denen ich glaube, dass der Herr sie mir während der Pause auf's Herz gelegt hat. Doch vor allem: E-Mails, E-Mails, E-Mails...  Es ist leicht in E-Mails zu ertrinken...

Lass mir Flügel wachsen

”Doch die auf Jahwe hoffen, gewinnen neue Kraft.  Flügel wachsen ihnen wie den Adlern.  Sie laufen und werden nicht müde,  sie gehen und werden nicht matt.” Jesaja 40:31 NBH Schon als 16-jähriger habe ich Zeitungsanzeigen von Flugschulen studiert; ich liebte das Fliegen schon immer und werde wohl nie genug vom Gleiten durch die Wolken bekommen. Es erinnert mich ein bisschen an den Himmel. Von daher spricht mich Jesaja 40:31 besonders an. In der vergangenen Weihnachtspause habe ich länger darüber meditiert.  Will kein Pilot mehr werden, diese Zeiten sind wohl vorbei. Heute begeistert mich vor allem Jesajas pointierter Kontrast zwischen V 30 und 31:  Wo vermeintlich Starke sich gehörig aufs Gesicht legen, geht der vermeintlich Schwache neben ihnen nicht nur aufrecht weiter, nein, wer hätte es gedacht, ihm wachsen bei gleicher Belastung sogar Flügel (!) zum filmreifen Take-off. Während der Muskulöse sich stöhnend im Dreck wälzt hebt der Schmächtige locker-flockig Liedchen fl

Nachchristliche Dogmatik

Heutige Menschen haben die alten Doktrine satt. Man will sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie man was richtig zu glauben hat. Doch bei genauem Hinsehen lebt die nachchristliche Gesellschaft ihre eigenen Dogmen. Sie mögen nicht systematisch beschrieben und gelehrt werden, doch sie sind da, sie sind stark und und sie sind alles andere als tolerant. Hier sind einige: Der Mensch ist im Kern gut. Es gibt keine Erbsünde.  Der Sinn des Lebens besteht darin, Glück, Befriedigung, einen unabhängigen und freien Lebensstil zu finden sowie sich selbst zu verwirklichen.  Gäbe es keine konservativen Kräfte, würde die Welt durch Fortschritt zu einem immer bessereren Platz werden.  Persönliche Freiheit und Selbstbestimmung ist wichtiger als Unterordnung.  Es gibt keine absolute Wahrheit. Jeder mus seine Wahrheit selbst finden.    Traditionelle Gruppen wie Religionen spielen bestenfalls kleinere Rollen am Rande der Gesellschaft als eine Art Dienstleister oder Krankenhaus. Aus dem g

Die Exklusivität des Kreuzes vs. die Exklusivität des Westens

Zum Vater kommt man ausschließlich durch mich. Jesus (in Johannes 14,6) Zwei Trends kann man heute leicht erkennen: Erstens, dass jeder nach seiner eigenen Façon selig werden soll und es keinen einen Weg geben darf. Zweitens, dass rechtsradikale Politiker gewählt und Grenzen geschlossen werden. Beides sind Symptome fortgeschrittener Säkularisierung. Der Mensch betet sich selbst an und will seinen Thron weder von Gott noch Mitmenschen in Frage stellen lassen. Große Summen westlicher Menschen halten sich für etwas ganz besonderes und wollen ihre Exklusivität um jeden Preis bewahren. Beide Trends führen zu Einsamkeit als Vorstufe zur Hölle. Nur wo die Exklusivität des Kreuzes mit seiner Aufforderung zur drastischen Umkehr betont und gelebt wird sieht man die Inklusivität des Gottesreiches: Jeder ist willkommen und für alle gibt es mehr als genug. Diese Welt könnte eine Vorstufe des Himmels sein. Doch am Ärgernis des Kreuzes führt kein Weg vorbei.

Humanistischer Ramsch

Der atheistische Humanismus  hat viele Werte und Praktiken übernommen,  die im Ursprung christlich sind;  doch losgelöst von ihrer Quelle sind sie machtlos,  unfähig, Stärke und Glaubwürdigkeit zu bewahren.  Geist, Vernunft, Freiheit, Wahrheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit,  ohne diese großartigen Dinge gäbe es gar keinen Humanismus.  Sie werden unwirklich,  sobald sie nicht als Strahlen Gottes gesehen werden,  der sie mit Leben und Vitalität füllt.  Gibt man den Glauben an den lebendigen Gott auf,  verlieren sie ihre Substanz  und verkommen zu leeren Formen.  Henry de Lubac

Jesus Friedefürst

Und sein Name ist Friedefürst. Jesaja 9, 5 Nach einem Jahr des Terrorismus und zu Beginn eines neuen Jahres, das in Sachen Gewalt nichts Besseres versprechen kann, müssen wir Christen uns die ernsthafte Frage stellen, wie wir gedenken, den Fürst des Friedens als solchen wirklich bekannt zu machen. Eine erschreckend große Mehrheit hält heutzutage den Fürst des Friedens insgeheim für einen verkappten Kriegstreiber, den Chef Kinder missbrauchender Unverheirateter in religiösen Roben und hohen Kopfbedeckungen, ein Sandalenweichei oder ähnliches. Doch was ist mit dem Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt? Wo ist der, der die Unbedeutenden hervorhebt und die Starken blamiert? Wo hört man seine mutigen Reden und Fragen, die die unterdrückenden Machthaber als Möchtegernhunde blamiert? Was ist mit dem Mann, der den wahren Kriegstreibern nicht nur den Krieg, sondern auch eine qualvolle Niederlage ankündigt - und damit endgültigen Frieden? Wo ist der Mann, der es mit dem Tod selbst aufn

(K)ein Rap zur Jahreslosung 2017

Die Musik steht. Wahrscheinlich die beste, die ich je hatte. Der Text steht weitestgehend, ebenso Ideen zum Video. Soweit bin ich bis September gekommen. Doch dann kam der Herbst, der mir buchstäblich jede freie Minute geraubt hat. Und freie Sekunden reichen nicht zum kreativen Schaffen. Und weil der Rap nur ein kleines Hobby ist, habe ich mir keine Rute an den Hintern geknotet. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Reime kommen, wie sie kommen, ebenso die Filmlocations und die Postproduktion. Aber dann! Dann rappen wir uns schlapp, aber nicht zu knapp! Und zwar, so viel kann ich heute schon verraten, mit einem neuen Herz...

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail