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Es werden Posts vom April, 2018 angezeigt.

Schlechterwisser IV.: Was nicht beugt, das bricht

Flexibel durch's Leben tanzen Die Veränderungen um uns herum sind heute so gigantisch, dass fast jeder Tag zum Pilgerorientierungslauf wird. Ohne Hirte kein Weg. Ihm nachzufolgen heißt auch im 21. Jahrundert kein gemütliches, berechenbares Leben zu führen, sondern ständigen Wendungen und Überraschungen ausgesetzt sein - wie damals schon bei den ersten zwölf μαθητής. Christen müssten eigentlich diejenigen sein, die am Besten mit Veränderung umgehen können, schließlich züchtet der Meister unseren Glauben seit 2000 Jahren fast ausschließlich durch Veränderung und Ungewissheit. Wir sollten zur flexibelsten Gattung Mensch gehören, die die Welt kennt. (Fortsetzung folgt)

Schlechterwisser III.: Lernt von den Kindern!

Amen. Veränderung ist Glaube an eine Zukunft, die man noch nicht kennt. Der Glaube, das Ziel zu erreichen, lässt uns nicht aufgeben. Nur der Glaube, ein instabiles Rohrgestell auf zwei Rädern eines Tages galant zu beherrschen, lässt Kinder selbst mit blutigen Knien noch ein zweites Mal mal das Fahrrad besteigen. Junge Menschen sind uns darin Vorbilder, und wohl deshalb sagte Jesus, dass ausgerechnet sie uns lehren können, ein wahrer μαθητής zu bleiben. Als mein eigener Nachwuchs kollektiv aufhörte, Fleisch zu essen, war ich als Vater verärgert, persönlich getroffen. Warum wollten sie sich plötzlich von der liebevollen Tischgemeinschaft ausschließen, in der ich sie jahrelang fürsorglich großgezogen hatte? Doch als μαθητής, als lernender Vater, hatte ich viel tiefere Fragen. Und in diesem speziellen Fall stellte sich sogar heraus, dass ich noch nicht einmal zu verstehen angefangen hatte. (Fortsetzung folgt)

Schlechterwisser II.: Wir sind dran!

So oder ähnlich sahen wohl die ersten Noten aus (Quelle: Wikipedia) Auf dem Pfade der Veränderung führt mein Hirte mich manchmal aus dem dunklen, pieksigen Unterholz auf sonnige, freie Felsvorsprünge. Aussichtsplätze, von denen ich zurückblicken darf in die Täler des Wandels, durch die meine frommen Vorväter und -mütter gestrauchelt sind. Dort sehe ich Mönche, die Schulen und Universitäten gründeten. (Ob sie wussten, dass daraus einmal unsere heutigen Bildungssysteme erwachsen würden?) Sehe namenlose Nonnen und Diakonissen an der Seite Kranker und Sterbender. (Ob jenen Dienerinnen der Nächstenliebe bewusst war, dass sie den Samen unserer heutigen Gesundheits- und Sozialsysteme legten?) Ich sehe Anbeter, die Punkte und Striche erfanden, um ihrem Gott besser singen zu können. (Ob ihnen klar war, dass ihre Noten Jahrhunderte später auf dem ganzen Globus geschrieben und gelesen werden?) Während ich verzückt versuche, noch mehr Vorbilder zu entdecken, knackt es aus dem Bus

Schlechterwisser

Lehrer Lämpel wiegt sich in trügerischer Gewissheit. Es wird wohl nie enden. Immer, wenn man denkt, nun hätte man verstanden und könne sich ausruhen, muss man kurz danach einsehen, mit dem Verstehen gerade erst angefangen zu haben. Mit allem geht es so. Sprache. Kultur. Der eigenen Frau. Klimaveränderung. Liebe. Zukunft. Gott. Nach der Einsicht beginnt die Entdeckungsreise auf der nächsten, dann der übernächsten Etage, bis man glaubt, nun aber wirklich begriffen zu haben, doch kurz danach... - ja, genau. Ich gebe auf zu glauben, irgendetwas je völlig zu verstehen und wähle stattdessen, ein Lernender zu bleiben. Dabei lerne ich unerwartet Demut, denn ein ewig Neugieriger kann nie als Professor Schlau auftreten, der wie eine Mastgans am Rohr mit künstlicher Weisheit gefoltert wurde. Vielleicht nennt man die Jünger Jesu deshalb μαθητής, Lernende, Schüler. Demütige. Wer jünger bleiben will, muss aufmerksam, flexibel sein, sonst wird man schnell wieder zum verlorenen Sc

Gebetsclip im April

Philosophie einer Leiterin

Seit einigen Jahren bietet Communitas eine 18-monatige Fortbildung in Leitung und Menschenführung an, im Wesentlichen basierend auf dem Buch "The Leadership Challenge". Diese Woche wird der Kurs abgeschlossen, an dem Karen seit Herbst 2016 teilgenommen hat. Eine der abschließenden Aufgaben war es, die eigene Leiterschaftsphilosophie kreativ vorzustellen. Hier ist das Ergebnis (auf Englisch):

Fromm à la Amerika?

Vor 18 Jahren begann mein Theologiestudium als Folge einer langen Serie unerwarteter Ereignisse. Plötzlich war ich als 33-jähriger dreifacher Familienvater und bayerischer Dorfbewohner offiziell Student einer US-amerikanischen Universität geworden. Spannend für einen, der Kontraste mag. Auch wenn ich in meinem ersten Kurs wohl eher Englisch als Ethik lernte, genoss ich die Andersartigkeit. Allein die Bibel auf Englisch zu lesen fühlte sich an, als hörte ich die Geschichten zum allerersten Mal. Man sieht, wächst, versteht, fragt, wundert sich. Seit 18 Jahren lerne und arbeite ich mit vielen Amerikanern. Ist mein dadurch heute etwas amerikanisch gefärbter Glaube nun volljährig geworden? Ich sehe nach wie vor viele Stärken der amerikanischen Kultur. Der unternehmerische Optimismus, die Leichtigkeit, über Spiritualität zu reden, der Spaßfaktor oder allein das Wort commitment sind nur einige positive Beispiele, die uns in Europa eher abgehen. Deswegen halte ich das internationale Zu

Gehaltene Augen

Der Sinn des Lebens ist es, "ein netter Mensch zu sein und das Beste draus zu machen". Glaube, vor allem der christliche, ist ein Tabuthema.  Mit dem Tod ist alles aus, man verwest und das ist auch gut so. Man fragt nie warum, woher, wohin. Die Aussagen beschreiben das Weltbild einer großen Zahl säkularer Menschen, ganz gewiss der Mehrheit der Skandinavier. Liegt ein Teil der Antwort in Mt 11,25? Kann der Mensch nicht sehen, was nicht offenbart wird? Macht Gott sich einen Spaß daraus, die vermeintlich Schlauen als große Dumme hinzustellen, wie man Jes 19,14 oder 1Kor 1,18ff lesen könnte? Scheinbar sind ja selbst wir Jünger auf Offenbarung über das Offensichliche hinaus angewiesen. Den sogenannten Emmausjüngern waren "die Augen gehalten", wie Luther übersetzt, und sie erkannten den Geliebten nicht. Ist geistliche Dummheit das neue Los des aufgeklärten Westens? 

Aprilschmerz

Gefrorener, ungrüner Frühling Eisiger Ostwind pfeift um die Ohren. Trotz blauen Himmels will so recht keine Farbe aufkommen, sind alle Böden und Seen immer noch gefroren, der Schnee schmilzt nicht, er verdunstet nur in der trockenen Luft. Ostern 2018 erinnert an Narnia. Der kalte Atem des " Beast from the East " hält alles in Winterstarre. Auferstehung? Davon ist nur wenig zu spüren. Trockenes Gras und kahle Bäume erinnern an wärmere Zeiten längst vergangener Tage. Eine Landschaft voller Symbole für den geistlichen Zustand unserer Zeit: Von geistlicher Erweckung ist ebenso wenig zu spüren. Eisige Winde ziehen über das Terrain und finden jede Ritze, durch die sie ins Innere dringen können. Wahrscheinlich hat Phil Zuckerman deswegen eine kahle Schneelandschaft als Coverfoto für sein Buch " Society without God " gewählt. Der Soziologe hat massenweise Dänen und Schweden über Religion interviewt. Dazu zog der Autor extra nach Skandinavien und war die ersten M