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Es werden Posts vom Mai, 2018 angezeigt.

Reden ist Silber

Mit dem Zug zum Kloster Im Mai war es wieder Zeit für eine Schweigefreizeit. Vier Tage Stundengebet, geistliche Wegweisung. Handy aus, Computer nein. Keine Kommunikation erlaubt - außer mit Gott. Eine Wohltat. Das Kloster inmitten wunderbarer Natur Morgens um 6 geht's mit der Laudes los. Um acht ist Morgenmesse mit Abendmahl. Dann Frühstück. Um 10:00 gibt es geistliche Wegweisung in der Bibliothek, das sind 45-minütige Vorträge. Um 12 Mittagsgebet, danach Mittagessen. Um 15:30 ist Kaffee und um 16:00 wieder Wegweisung. Um 18:00 Vesper, danach Abendessen. Und um 20:30 ist Kompletorium im Oberen Saal. Dazwischen kann man spazieren, lesen oder einfach nur da sitzen. Und Peter, der Pfingstmönch, der uns jährlich geistliche Anstöße gibt. Ich bin wahrscheinlich der am wenigsten liturgische Mensch der Welt, doch gerade deshalb ist dieses Kontrastprogramm so nährreich für mich, vor allem, weil es ein Pfingstkloster ist, und der Heilige Geist tatsächlich auch in alten Litur

Der Lauf braucht mich nicht, doch ich brauche den Lauf

Zeitchip und Nummernzettel abholen. Der "Göteborgsvarv" ist der größte Halbmarathon der Welt. Laufen ist nicht nur gut für die körperliche Gesundheit. Vor allem ist es eine geistliche Übung. Wer läuft, trainiert sein Durchhaltevermögen. Übt sich in Disziplin. Stärkt den Glauben, das Ziel erreichen zu können, auch wenn es manchmal unmöglich erscheint. Es war im Frühjahr 2009, als ich mich im Gottesdienst unserer Partnergemeinde Saron nach dem Abendmahl vor dem großen Kreuz niederkniete. Dort war mir, als spräche Jesus außergerwöhnlich klar und deutlich zu mir: " Marcus, melde sich zum nächsten Halbmarathon an. Du brauchst mehr Disziplin ." Am selben Abend war ich angemeldet. Seither bin ich jährlich gelaufen. Bis 2014, wo ich so gut trainiert war, dass ich meine Traumzeit von 1:45 erreicht hätte. Doch einige Wochen vor dem Lauf brach ich mir erfolgreich ein Fersenbein in zwei Stücke. Da war's erstmal für ein paar Jahre vorbei mit dem Rennen. Doch 2017

Des Glaubens Abtritt von der Bühne

Quelle: Bundeskanzlerin.de Wohlstand ist etwas sehr Feines und Kostbares. Gott selbst verspricht seinem Volk ein Land, in dem Milch und Honig fließt, ein Land der reichen Ernten und des Friedens. Das Gelobte Land ist eine Vorschau des Himmels. Doch Gott warnt auch davor, den ultimativen Geber jedes Wohlstandes nicht zu vergessen. Undankbarkeit und Überheblichkeit führen langfristig zu Schwäche und Rissen, im schlimmsten Fall zu Dekadenz. Es ist aber nie der Wohlstand selbst, der zur Ursache des Abstiegs wird, sondern unsere Wahl, wie wir damit umgehen. Unsere Geschichte der Säkularisierung begann mit der Reformation, die zum 30-jährigen Krieg führte, der die Aufklärung auslöste, welche in ihrer Verlängerung heute ihre vollen Früchte trägt: Ein Leben in Wohlstand ist auch ohne Gott möglich. Das wird heute ernsthaft geglaubt, während man sich auf den Errungenschaften seiner Ahnen ausruht. Es ist also nichts Neues, dass der christliche Glaube von der europäischen Bühne abtritt

Der Anti-Trumpf

Nun hat Donald Trump also tatsächich das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt (schon am 8. dieses Monats). Für mich ist das nur ein weiteres Vorbeben der zu erwartenden globalen Veränderungen. Der Westen, so wie wir ihn kennen, wird aufhören, zu existieren. "America first!" reißt sich mit aller Gewalt aus Staatenverbünden und Verpflichtungen, zeigt der Welt, dass Absprachen und Versprechen nichts wert sind. Wie sich dieses Vorbild langfristig in unseren Gesellschaften auszahlen wird, kann noch keiner sagen. Wir wissen nur, dass auf Amerika, lange der Garant für europäische Sicherheit, absolut kein Verlass mehr ist. Trump trampelt alles kurz und klein. Mit dem politisch äußerst bedauernswerten Bruch der transatlantischen Zusammenarbeit des Westens macht Trump all jenen versteckten Dämonen ein Geschenk, die in ihren Höhlen schon jahrelang nach Macht und Gewalt geifern und die Zersplitterung des Westens erhofften. Europa wird im Kampf gegen Terrorismus und um seine weltwirt

Schlechterwisser XIV: Vorteile

Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass ein Leben nach dem kött * so interessant sein könnte. Es ist billiger, damit geht es schon mal los. Langeweile beim Essen, ja, ich geb's zu, das hatte ich befürchtet. Ein fleischloses Leben muss fad sein, meinte ich mir sicher zu sein. Doch heute muss ich ausgerechnet einem Metzger Recht geben: Metzger Schorsch Boggnsagg mit seiner viel beachteten und tiefsinnigen Frage "Wo is'n 's Hirn?!" ** Ungewürztes Fleisch ist nämlich ziemlich geschmacklos, dass wissen nicht nur die Boggnsaggs. Was den Geschmack am Fleische macht, sind die Gewürze, und die sind, nun ja, die sind nunmal höchst vegan. Richtig gute Geschmäcke kann man völlig fleischfrei zaubern. Lina und anderen sei Dank, wir entdecken ständig neue Zutaten und Kompositionen. Es ist eine wahre Freude! Die eigene Zunge gewöhnt und verändert sich überraschend schnell. Nach nur wenigen Wochen stellt man eine spürbare Veränderung ein. Heute schmecken mir Avocados. Schm

Schlechterwisser XIII.: Reaktionen

"Linas Matkasse", zu deutsch "Linas Einkaufstüte" beliefert uns regelmäßig zu Haus mit vier brandneuen vegetarischen Rezepten samt allen Zutaten. Mittlerweile haben wir schon ein ganzes Kochbuch mit neuen Geschmäckern, unbekannten Zutaten und leckeren Rezepten zusammengesammelt. Mein Aufruf und Vorbild, kein fleischliches Leben mehr zu führen, sorgt für sehr unterschiedliche Reaktionen. Beeindruckt sind Nichtkirchengänger, die es offenbar überrascht, dass Christen doch up-to-date sein können und sogar bereit sind, dafür ihr Leben zu ändern. Christen sind scheinbar nicht gerade für ihre Flexibilität berühmt. Vereinzelt werde ich konkret um mehr Auskunft gebeten, weil man selber gerade in Erwägung ziehe, vegetarisch oder gar vegan zu werden. Junge Christen, wie z.B. viele meiner ALT-Studenten, fragen genau nach, wieso, weshalb, warum. Dann beobachten sehr genau, was denn nun auf meinem Teller liegt und man merkt, wie die Thematik in ihnen arbeitet. G

Schlechterwisser XII.: Nach Furz kommt Festland

Jeder kennt die sagenumwobene Flatulenz der Rinder. Obwohl nur ein kleiner Teil der Verdauungsgase ausgepupst und der Großteil über die Atemwege abgegeben wird, bleibt ein Faktum bestehen: Die durchschnittliche Milchkuh produziert mindenstens 100kg Methan pro Jahr. Methan in unsere heutige Atmosphäre zu geben ist genauso weise wie Windpocken durch exzessives Kratzen zu behandeln, Lungenkrebs mit Rauchen zu therapieren, Kopfschmerzen mit Holzhämmern zu kurieren. Der Treibhauseffekt von Methan verhält sich relativ komplex im Vergleich zu Kohlendioxyd, doch vereinfacht kann man sagen, dass Methan 72x schlimmer ist als CO2, in Worten: zweiundsiebzig mal. Am Beispiel meines obigen Instagram-Posts vereinfacht ausgedrückt: Mein Platz in den Fliegern auf der letzten Dienstreise nach Madrid hat eine gute halbe Tonne CO2 in die Atmosphäre gepustet, und das ist ziemlich viel, finde ich, doch der Treibhauseffekt dieser Menge entspricht nur 7,5kg Methan - das entspricht einem knappen Monat i

Schlechterwisser XI.: Vive la reformation!

Die Erfindung des Buchdrucks war seinerzeit den etablierten Christen ein Dorn im Auge. (Bild: Wikipedia) Wir haben gesehen: Das Smartphone symbolisiert so etwas wie die Erfindung des Buchdrucks, nur heute, in unserer Zeit, im 21. Jahrhundert! Plötzlich sind Informationen auf dem ganzen Globus verfügbar, können Menschen nicht mehr so leicht für dumm verkauft werden. Genau wie zu Gutenbergs Zeiten. Wird dieser neuen Revolution auch eine neue Reformation folgen? Höchstwahrscheinlich. Können wir uns darauf vorbereiten? Nein und ja. Nein, weil wir gar nicht wissen, worauf genau wir uns vorbereiten sollen, abgesehen von den biblischen Prophezeiungen. Ja, weil jeder Christ sowieso ein Leben der täglichen Reformation führen sollte. Der richtige Umgang mit Veränderungen lässt uns reifen. Dabei habe ich mir gedacht, dass man sich besonders durch Anpassung und Neugestaltung alltäglicher Routinen ändern kann. Mahlzeiten, zum Beispiel. Unser täglich Fleisch durch täglich Brot zu ersetzen,

Schlechterwisser X.: Große Welt auf kleinem Schirm

So ändern sich die Zeiten: WiFi ist heute nach Wasser die Nummer 2 auf der Überlebensliste. Foto aus Camp Moria auf Lesbos. Hey, wir sind nicht die einzigen, deren Horizonte gerade erweitert werden. Das haben mich meine beiden Reisen nach Ragusa, Sizilien, und Mytilene, Lesbos, gelehrt. Beide Orte liegen in Ländern, die von der mangelnden EU-Solidarität auf peinliche Weise im Stich gelassen wurden. Denn laut dem Dubliner Übereinkommen sollen Flüchtlinge dort "abgefertigt" werden, wo sie die EU-Grenze überschreiten. Entsprechend können sich alle anderen Regierungen die Hände abklopfen und sagen: "Lass Griechenland und Italien mal machen. Schließlich ist das deren, nicht unser Problem." Doch sie haben die Rechnung ohne den Jobs gemacht. Denn der wichtigste Gegenstand der Flüchtlingskrise war nicht das Schlauchboot, sondern das Smartphone. Der wichtigste Treffpunkt in den Flüchtlingslagern ist die Ladestation. Die Welt ist vernetzt heutzutage. Europa kann sich au

Schlechterwisser IX.: Entwässerung

Eine Stadt am Kap und derzeit doch auf dem Trockenen: Kapstadt Zur Sättigung der 7 bis 9 Milliarden Menschenmägen auf dem Globus gesellt sich ein noch viel größeres, in unseren Breitengraden völlig unvorstellbares, fast absurd anmutendes Problem: die „ Sittigung “. Der Mensch besteht bis zu 70% aus Wasser, und das muss ja auch irgendwoher kommen. Wir wollen satt und sitt werden. Die Prognose hierzu sieht aber nicht gerade freundlich aus. Kapstadt hat es immerhin in die europäischen Nachrichten geschafft, ist aber nur der Anfang einer Kette von Städten mit trockenen Kiemen. Und was macht der Mensch? Er rodet riesige Flächen in Südamerika. Das ist ungefähr genauso so intelligent wie Genitalverstümmelung, denn jeder weiß, dass diese wunderbaren Feuchtgebiete zum Erhalt der Spezies unersetzlich sind. Warum aber schnipseln wir an unserem Planeten ausgerechnet das kurz und klein, was uns ein weltweit balanciertes Klima, Regen und Wasser beschert? Nun, um Getreide anzubauen. Doch nicht

Schlechterwisser VIII: Im Namen der Nächstenliebe

Quelle: Wikipedia Manche halten vegetarisch nur für einen Trend, einen Spleen der Jugend, der schon bald vergehen wird. Und in der Tat, es sind Trends, die dem zugrundeliegen, aber gewiss keine Modeerscheinungen. Es geht um die großen globalen Basistrends. Und diese werden alles andere als vergehen. Im Gegenteil. Sie werden mit nicht abzusehender Macht auf den Globus einhämmern. Meine Tochter feiert diesen Monat ihren 18., und während ihrer Lebenszeit ist die Weltbevölkerung um ganze 1,5 Milliarden* auf rund 7,6 Mrd** Seelen angestiegen. Wenn sie mein Alter erreicht, werden wahrscheinlich weitere 2 Milliarden hinzugekommen sein. Solche Zahlen führen zu völlig neuen, nie gekannten Problemen und Konsequenzen, die unsere heimelige Westidylle aus dem letzten Jahrhundert gewaltig aus den Fugen heben. Unsere begrenzten Ökosysteme werden zu einem enormen Überlastungsstress in der Lebensmittelproduktion führen. Gleichzeitig macht sich ein anderer Basistrend breit: Wir im Westen werd

Schlechterwisser VII.: Kreuz statt T-Bone

Lukas 9, 23 Veränderung, massive Veränderung ist es, was uns alle erwartet. Wer seine Hand an den Pflug legt und blickt zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes , lehrt Jesus. Wir alle sind geneigt, zu "den guten, alten Zeiten" zurückzublicken. Deswegen mahnt Jesus 39 Verse vor der Hand am Pflug, wie weise und vorteilhaft es doch ist, sich stattdessen freiwillig auf Veränderung vorzubereiten. Selbstverleugnung nennt er es, das ultimative Zeichen wahrer Nachfolge. Für uns mag das wie blutige Selbstkasteiung klingen, doch in Wahrheit reicht uns der Menschensohn die Freiheit und Stärke, unser Fleisch ganz ohne Peitsche und Versklavung in den Griff zu kriegen. Während der Mensch gerne über seine Opferrolle in der korrupten Welt jammert, bietet Jesus uns die Macht an, diese Welt zu ändern, indem wir bei uns selbst beginnen. Wir haben viel mehr Autorität, als uns gemeinhin bewusst ist. Zum Beispiel darin, was wir auf den eigenen Teller legen. Es mag zwar als Baga

Schlechterwisser VI.: Lebendiges Wasser

Symbol unserer Zeit: Der Aralsee - oder was davon übrig ist (Foto: NASA) Doch selbst Glaubwürdigkeit verändert sich. Als zum Beispiel vor rund 150 Jahren mein Gastland Schweden mehr oder weniger kollektiv besoffen war, war die Heilung von Alkoholmissbrauch und die folgende Alkoholabstinenz ein Zeichen christlicher Glaubwürdigkeit. Heute ist das nicht mehr so, weil das frühere, gigantische Gesellschaftsproblem Alkohol im Jahre 2018 nicht mehr so riesig ist. Dafür hat die Welt heute noch viel größere und mehr lebensbedrohende Probleme als Alkoholmissbrauch. Steigende Salzwasserspiegel und sinkende Süßwasserspiegel zum Beispiel. Extremere und gefährlichere Wetterlagen. Eine stark zunehmende globalpolitische Unsicherheit. In absoluten Zahlen bedrohen solche Dinge mehr Familien und Menschenleben als Alkohol je in der Lage war. Da stellen sich Fragen wie: Was macht christliche Glaubwürdigkeit heute und in Zukunft aus? Welche Abstinenzen oder Lebensgewohnheiten machen uns in

Schlechterwisser V.: Ich. Will. Einfach!

Ich will einfach nur hier sitzen! Der Meister ist rigoros. Das hat schon Bonhoeffer in seinem Buch "Nachfolge" klargestellt: Wenn Jesus sagt "Steh auf und folge mir!" dann gibt es nur eine einzige adäquate Entgegnung: Aufstehen und folgen. Alles andere ist Versagen. Das passt zwar nicht so recht in unserer evangelikales Bild vom Kuschelkumpeljesus, aber es passt zum Neuen Testament: "Was, du willst erst deinen Vater begraben?! Lass die Toten ihre Toten begraben!" Sitte und Gewohnheit sind dem Hirten wohl nicht viel wert. Erst recht lieb gewordene Gewohnheiten ( "Ich will einfach nur hier sitzen!" ). Zu viel steht auf dem Spiel, wenn das Ziel erreicht werden soll. Wahres Training ist kein Kaffeekränzchen. Es fordert Entbehrungen. Nur wer sich ständiger Veränderung aussetzt, den inneren Schweinehund überwindet, bleibt flexibel, durchtrainiert, in Form. Wohl deshalb nennt man μαθητής auf englisch disciple - Diszipliner. Christen e