Direkt zum Hauptbereich

Bewirken. Entfachen. Hervorrufen. Evozieren.

Serie: Missional Action Plan, Phase zwei 


Das sind einige Synomyme für die zweite Phase unseres sogenannten Missional Action Plans, genannt Auslösen (initiate). Was ist denn das?

Nun, niemand glaubt heute noch, dass der Pfarrer den Menschen wirklich zu sagen hat, wie man was zu tun oder zu lassen hat. Eigentlich möchte sich heute überhaupt niemand noch was sagen lassen, solange man nicht ausdrücklich gefragt hat. Entsprechend ist auch niemand mehr scharf auf Predigten. Predigt, das klingt wie Standpauke. Epistel. Ermahnung. Wie Schelte und Zurechtweisung. Niemand* will sich also noch bepredigen lassen. Man geht entweder auf Konfrontation oder stellt die Ohren auf Durchzug. Das, was jahrhundertelang das Zentrum der kirchlichen Kommunikation war, die Predigt, stirbt aus.

Stirbt aus? Ganz und gar? Keine Predigten mehr in Zukunft? Nein, so ist es auch wieder nicht. Römer 10,17 sagt ganz klar, dass der Glaube aus der Predigt kommt, und damit wird die Predigt immer eine entscheidende Rolle spielen. Die Predigt ist allerdings nicht mehr der richtige Auslöser, um ehrliche und relevante Glaubensgespräche zu entfachen. Es braucht viel mehr Vorbereitung heutzutage. Bevor wir nämlich mit dem Predigen anfangen können, müssen uns erst einmal Fragen gestellt werden. Nur dann ist echtes Interesse da. Diese Fragen können wir nicht machen, auf die Fragen können unsere Mitmenschen schließlich nur alleine kommen. Was wir aber tun können, ist unsere Mitmenschen zum Nachdenken bringen. Wir können gewisse Überlegungen auslösen, die Neugierde entfachen. Und genau das ist der zweite Schritt: Überlegungen und Fragen auslösen.

Wie geht das? Nun, da gibt es keine Patentrezepte. Jede Situation ist unik und jeder Kontext einzigartig. Da können wir nicht mit Schablone 08-15 kommen und dann bassts scho. Wir müssen uns schon Mühe geben mit unserer Forschungsarbeit, wie wir unseren Nachbarn zum Nachdenken bringen. Wie gesagt, bei uns hat es zwei ganze Jahre gedauert, bevor wir die nächste Phase einläuten konnten.

Es gibt allerdings einige Zutaten, die bei Deinem Rezept, egal wie es am Ende auch aussehen mag, auf keinen Fall fehlen dürfen. Erstens musst Du ein Jünger Jesu sein. Du musst in der Nachfolge leben. Du darfst kein selektiver Nachfolger sein, d.h. in gewissen Gebieten folgst Du dem Herrn, in anderen nicht. Nachfolge ist digital. 0 oder 1. Dazwischen gibt's nix. Zweitens musst Du, wie im letzten Blogpost betont, die fromme Blase verlassen. Du musst ein Gast bei Deinen Nachbarn werden und sie bei Dir. Nur dann werden echte Beziehungen gebaut. Drittens musst Du Deinen Nachbarn (Kollegen, Müllmann, Parteigenossen usw) lieben. Auch wenn's, auf deutsch gesagt, ein Arschloch ist. Wenn diese Zutaten zusammengemischt werden, wird man Dich früher oder später fragen. Du hast etwas ausgelöst. Falls nicht, solltest Du Dich fragen, ob Deine Nachfolge irgendwann mal unbewusst auf Null gesetzt wurde.

Auslösen ist im Grunde nichts anderes als bewusst gelebte Nachfolge mitten in der Welt. Wo das passiert, werden Reaktionen evoziert. Und dann kommen wir der guten alten Predigt wieder einen kleinen Schritt näher. (Aber nicht so hastig! Wir sind noch längst nicht auf der Kanzel angekommen!)

Zu Phase eins

Zu Phase drei

_________
* - der Richtigkeit halber sollte ich hinzufügen, dass absolute Wörter wie "niemand" oder "immer" natürlich nur bedingt stimmen. Ich wähle diese Worte hier aber dennoch um pointiert einen Trend zu beschreiben, der sich glasklar abzeichnet und in Zukunft immer deutlicher werden wird.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Lohn der Sünde

Der Lohn der Sünde ist Tod. Das steht im Römerbrief, Kapitel 6, 23. Sünde, Tod, klingt nicht angenehm. Vor allem, dass Sünde im Singular dasteht. Der Lohn jeder einzelnen Sünde, egal wie groβ oder klein, ist Tod. Nur einmal die Unwahrheit gesagt, und es ist geschehen. Perfekt gelebt, aber einmal war mir mein Job wichtiger als Gott – vorbei. Sünde ist höchstexplosiv, wenn sie in Gottes Nähe kommt. Wie Benzin, das auch keine Experimente mit Feuer verzeiht. Ein einziger Funken reicht. Wer in die Nähe Gottes kommt – und spätestens nach diesem Leben werden wir alle dort erscheinen – und nur einen einzigen, winzig kleinen Sündenfleck an sich trägt, den wird’s zerreiβen. Zu groβen Verhandlungsdiskussionen wird es gar nicht erst kommen. Einer trostlosen Zukunft sehen wir nach diesem Leben entgegen, denn wer kann schon behaupten, makellos zu sein. Von Jesus wird gesagt, dass er Gott selbst war. Es wird berichtet, Gott sei Mensch geworden. Man liest, er war makellos, ohne Sünde. Er musste nicht

„The Sound of Music“

Nun haben wir es also angeboten und selbst eingenommen, unser erstes Antiherbstdepressivum, in Form eines lustigen Filmnachmittages in unserer Gillestuga mit gemeinsamen Essen. Schön war’s! Und wir sahen ein höchst interessantes Werk: „The Sound of Music“, ein amerikanisches Musical als Heimatfilm aus dem Jahre 1965, das zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Salzburg spielt. Alle Schweden kennen es so gut, dass es hier darauf Parodien und Anspielungen in der Werbung gibt. Unser Holländer in Team sagte, in Holland wachse man mit diesem Film auf, er konnte alle Dialoge mitsprechen. Und unsere Amerikaner konnten sämtliche Lieder des Musicals auswendig mitsingen. Nur Karen und ich blamierten uns mit unserer Bildungslücke. Wir haben bis jetzt aber auch noch keinen anderen Deutschen gesprochen, der den Film je gesehen hat ( Gibt’s einen? Bitte sofort unten einen Kommentar hinterlassen!!! ) Man sagte uns, in Amerika gehe man davon aus, dass in Österreich jeder in das (englische) Lied „Edelwei

New HOME

So sieht es jedenfalls aus. Es waren doch noch nicht alle Interessenten aus dem Rennen, wie es gestern noch schien. Unser „Konkurrent“ hat wohl noch irgendein Sparschwein geschlachtet und gute 2000 draufgelegt. Das ist immer eine spannende Sache. „Wohin soll das noch führen?“ fragt man sich. Zur gleichen Zeit stieg das Haus vom Mittwoch mit noch zwei anderen Mitbietern. Karen musste währenddessen eine Schwedischprüfung ablegen. Ich war auch im Kurs und anschlieβend zum Arbeiten in der Stadtbibliothek. Svea hatte eine Freundin fürs Wochenende zum Übernachten eingeladen, und deshalb mussten die Kinder heute in der Schule abgeholt werden. Wegen Karens Prüfung sollte ich das machen. Für morgen haben ein Treffen mit einer befreundeten Familie in Fiskebäck ausgemacht. Immer wieder Telefon: „Der Preis für dieses Haus ist jetzt da und da. Halten Sie mit?“ Alles auf Schwedisch. Wie schön, als am späten Nachmittag Luke mit Sohn Jonathan vorbeigeradelt kamen, um einfach mal Hallo zu sagen. Luke w