Auszug aus dem Buch "Blue like Jazz - Nonreligious thoughts on Christian Spirituality" von Donald Miller
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Ich hielt Glauben, vor allem den christlichen, immer für was total privates. Etwas, das man für sich selbst hat und tut so wie die Höhlenmönche. Ich glaubte dies, bevor ich in eine WG kam. Ich dachte, das Rückgrad des Glaubens ist Zeit allein mit Gott, Zeit, alte Texte zu lesen, Zeit zur Meditation über Dichtung oder Naturgesetze, kurz, wenn Menschen besser werden als sie sind, oder wenn sie lernen, Blumentöpfe oder Gießkannen frei schweben lassen zu können.
In den meisten Büchern scheint es mir auch so zu sein. Ich las mal ein christliches Buch darüber, wie man ein besserer Mensch wird und über die eigene Selbstverwirklichung auf der Reise zu Gott. Das ganze Buch ging nur um Konzentration, Motivation und die richtige Perspektive. Das war alles nur so Zeug, das man im stillen Kämmerlein macht. Nichts hatte auch nur im Geringsten etwas mit Gemeinschaft zu tun.
Wenn irgendwelche anderen Leute Teil der christlichen Reise waren, dann spielten sie nur kleine Rollen wie irgendwelche Seelsorger oder Ehepartner. Ich hab kein einziges Buch gesehen (außer den meisten Büchern des Neuen Testamentes), das sich mit seinen Ratschlägen an eine Gemeinschaft oder eine ganze Gruppe richtet.
Gehe ich in einen christlichen Buchladen, dann wird mir schnell klar: Glaube ist was, was man alleine tut.
Rick hat nicht sehr viel Toleranz für solche, die alleine leben. Er ist so eine Art Inge-Meysel-Seele, die immer alle versammelt haben will. Ist jemand einsam, dann spürt er das und kann selbst nicht schlafen. Erst, wenn alle wieder schön zusammen spielen, findet er wieder Ruhe. Eine gequälte Seele.
Ich wusste erst nicht, was ich von der Idee halten sollte, „in Gemeinschaft“ zu leben. Sechs Jahre hatte ich ganz für mich alleine gelebt, und den Gedanken, bei einem Haufen Chaoten einzuziehen, fand ich gar nicht prickelnd. „In Gemeinschaft leben“ – das klingt so, naja, sonderbar. Nur irgendwelche Kulte oder Sekten leben so. Erst lebt man „in Gemeinschaft“, und dann trinkt man die Bowle und stirbt.
Es war also Ricks Idee, und sein Leben schien sonst eigentlich ganz normal zu sein. Er hat nie von irgendwelchen Raumschiffen gesprochen, die sich hinter Kometen verstecken. Er hat uns auch nie gebeten, Waffen und Erdnussbutter zu lagern, also dachte ich, die Idee mit „in Gemeinschaft leben“ kann so falsch vielleicht nicht sein. Auf der anderen Seite ging ich auf die dreißig zu und war immer noch nicht verheiratet. Wenn man also als unverheirateter Dreißigjähriger bei einem Haufen Kerle einzieht sieht das aus, als würdest du als ewiger Junggeselle enden und deshalb bei einem Haufen ebensolcher Loser einziehen, die nur noch zusammenleben, um über Computer zu fachsimpeln oder Videospiele auszutauschen.
Wenn ich also „in Gemeinschaft“ leben sollte, dann würden wir mindestens fünf rauschende Partys schmeißen müssen um das Loserimage zu erschüttern. Ich bin bloß kein Partygänger. Ich gehe am liebsten um neun ins Bett und sehe N24 bis ich einschlafe. Ich dachte also, wenn ich bei denen einziehe, werde ich allen Leuten von solchen rauschenden Partys erzählen - ohne dass sie je stattfänden.
Ich wusste wirklich nicht, ob da einziehen sollte oder nicht.
Rick ging mir ständig auf die Nerven. Ich hab damals weit draußen gelebt, so 50km vor der Stadt, und er hielt sich daran zu fragen, ob ich denn einsam sei da draußen, ob ich nicht lieber in die Stadt ziehen wolle zu ein paar Leuten von der Gemeinde. Er fragte, ob ich denn die Möglichkeit hätte, draußen auf dem Land anderen Menschen zu dienen. Er fragte, ob ich denn zumindest Einfluss auf die Kühe hätte. Ich sagte, ich hätte eine Menge Einfluss. Ich schrieb Bücher. Er begann schallend zu lachen. Ich saß da und fühlte mich mies als er lachte. „Bücher!“ prustete er. „Klasse! Du schreibst Bücher für die Menschen.“ Er konnte nicht aufhören zu lachen. Es war total nervig.
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Fortsetzung folgt hier
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