Direkt zum Hauptbereich

Selten so viel Aufmunterung

Als ich am 1. 9. 14 offiziell mein neues Aufgabenfeld bei CA antrat, wusste ich im Grunde nur eins: Dass Gott mich wieder einmal recht eindeutig in eine neue und für mich unbekannte Aufgabe gerufen hatte. Es ist immer gut zu wissen, dass am Anfang eines langen Flusses eine reine Quelle zu finden ist, auf die man sich berufen kann. Dann fällt es in schweren Zeiten leichter, durch- und den Kurs zu halten.

Die 18 Monate danach waren kein Zuckerschlecken. Plötzlich war ich nämlich Repräsentant der fast 50-jährigen Geschichte einer amerikanischen Organisation in Europa. Ich wurde mit Dingen und Geschichten konfrontiert, die mir als Gemeindegründer im Norden Europas zuvor verborgen geblieben waren. Mission ist chaotisch. Mission ist geistlicher Kampf. Mission ist Konflikt. Ich musste mir die Frage stellen, ob ich das überhaupt will. Doch mithilfe des Mottos Ignorance is bliss (etwa: selig sind die Unwissenden) habe ich aus dem vermeintlichen Nachteil einen Vorteil geschlagen: Fast allen Geschichten konnte ich als neuer, "neutraler Unbeteiligter" begegnen und ihnen teilweise sogar eine positive Wendung geben.

Doch als allererstes galt es für mich nach meiner Einsetzung, ein nagelneues Leitungsteam zu berufen. Dank Gottes Mithilfe gelang dies wunderbar. Drei Monate später traf sich das neue Team erstmals. Der Auftrag war uns allen klar: Schneisen in die Zukunft zu schlagen - für CA und weit darüber hinaus. Doch dazu muss vor allem die eigene Organisation reformiert werden. Strukturen, Werte und Arbeitsweisen sind nämlich darauf ausgelegt, Amerikaner in Europa arbeiten zu lassen. Was an sich wertvoll sein kann, hat während unserer Geschichte in Europa leider auch viel Porzellan zerschlagen. Das muss dringend geändert werden, und zwar ohne unsere Zukunftsorientierung, Innovationsfreude und vor allem unsere Spiritualität und Leidenschaft für Christus im Zentrum dabei aufzugeben.

Wer organisatorische Veränderung will, muss positive Spannung schaffen. Spannung, die alle zur Erkenntnis kommen lässt, dass sich etwas ändern muss. Spannung, die Veränderung schafft, ohne dass jemand ständig Veränderung predigt. Dazu braucht es eine klare Zukunftsvision, strategisches Vorgehen und vor allem Geduld. Doch Spannung ist und bleibt Spannung und damit das Gegenteil von Entspannung. Und manchmal ertappte ich mich bei der Frage, wie lange ich ein Leben im Spannungsfeld aushalte, bevor man Resultate sieht. Und ich fragte den Herrn ganz offen und ehrlich, wie er sich das vorstelle. Ich sehe meine Berufung nämlich einzig und allein darin, Christus in Europa bekannt zu machen. Ich sehe meine Berufung keinsewegs darin, Strukturreformator zu sein noch einer werden zu wollen. Wenn überhaupt, dann nur, um dem einen großen Ziel zu dienen: Dass Christus bekannt wird!

Der Herr antwortete auf Seine Weise. Unverhofft und unerwartet. Durch Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Durch einige, die ich vor zwei Wochen noch nicht einmal kannte. Ohne, dass diese Leute sich abgesprochen hatten, wurde mir immer und immer wieder zugetragen, dass sie jetzt wieder Hoffnung haben. Weil ich als Person der bin, der ich bin und in meiner Rolle tue, was ich tue. Ohne dies hätte so mancher in den vergangenen zwei Jahren aufgehört. Ein Kollege sprach mit meiner Frau Karen über den eigenen Ehepartner, der Teil meines Teams ist. Karen hörte, dass diese Person seit der Mitarbeit in meinem Team wieder ein ganz neuer und viel positiver und motivierterer Mensch geworden sei. Alles in allem war die Botschaft an mich eindeutig: Dass alle diese Leute nun doch dabei bleiben wollen und gemeinsam an einer wunderbaren Zukunft arbeiten möchte.

Das freut mich natürlich. Es scheint also doch so zu sein, dass der Herr mich eindeutig in diese Aufgabe berufen hat. Und es scheint so, dass viele, von denen ich es gar nicht wusste, eine ganz ähnliche Vision mit mir teilen und wir uns nun gegenseitig anfeuern. Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, dass Christus in Europa unter denen bekannt wird, die ihn schon abgeschrieben haben, bevor sie ihn in Erwägung ziehen. Lasst uns also nicht nur Schneisen schlagen - lasst uns schöne Pfade in die Zukunft finden!

Vive la Himmelreich!





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

Gemeinde - ein Verein oder eine Firma?

Bald ist wieder GLS-Zeit in Schweden. GLS heißt Global Leadership Summit und ist nichts anderes als Willow-Creeks jährliche Leiterkonferenz. In Schweden wird GLS in den Großstädten angeboten als eine halb Live, halb aufgezeichnete Veranstaltung. Unser Partner Saron ist Treffpunkt für alle Gemeindeleiter im Göteborger Raum. Natürlich werde auch ich wieder da sein, nicht zuletzt, um andere Gemeinden zu treffen und um getroffen zu werden. Nun habe ich selbst meine Leiterausbildung in den USA absolviert und weiß, dass die Amis hier sehr viel Gutes zu sagen haben. Ich weiß auch, dass die Deutschen in Sachen Menschenführung und Leitung deutlich mehr Nachholbedarf haben als die Schweden. Und so begeistert ich von vielen Dingen auch immer noch sein mag, ein paar Fragen wollen mir nicht mehr aus dem Kopf: Muss Gemeinde wie eine Firma geführt und strukturiert werden? Muss Gemeinde wie ein Verein geführt und strukturiert werden? Und wenn die Antwort auf beide Fragen auch Nein lauten kann, wie mu

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail