Manchmal wird mir gesagt: „Nein, im Internet wirst du mich nicht finden. Da achte ich sehr genau drauf.“ Oder: „Mir ist das zu gefährlich, mich online zu sehr zu offenbaren. Ich würde niemals Bilder hochladen oder meinen wahren Namen im Netz preisgeben.“ Und das ist durchaus verständlich. In jedem Fall aus deutschhistorischer Sicht. Organisationen wie die Gestapo oder die Stasi hätten nicht einmal davon zu träumen gewagt, was sie auf Facebook, Twitter & Co. Alles über Leute hätten rauskriegen können. Man muss nur online gehen lesen, die Leute lassen freiwillig die Hosen runter. Damit lassen sich ganze Persönlichkeitsprofile erstellen. Und wahrscheinlich ist es auch wahr, dass Facebook jeden einzelnen Klick speichert und nachvollziehen kann, wo ich wann gewesen bin. Ich gebe die Rechte an meinen hochgeladenen Bildern auf und selbst wenn ich sie wieder lösche, bleiben sie doch auf irgendwelchen unsichtbaren Servern gespeichert. Ist das die Vorbereitung eines Paradieses für den Antichristen?
Und ja, ich selbst bin auch immer vorsichtig gewesen, was auf unserem Blog erscheint und was nicht. Einmal habe ich mein Facebookkonto schon deaktiviert und nach Monaten dann doch wieder aktiviert und mich danach immer wieder gefragt ob ich nun auf Facebook bleiben soll oder lieber aus Sicherheitsgründen „Facebooksuizid“ begehen sollte. Seit einigen Monaten steht meine Entscheidung: Ich werde bewusst auf Facebook bleiben und selbst unseren Blog nach einigen kleinen Faceliftings einer größeren Leserschaft zugänglich machen. Warum? Weil die Welt heute hier kommuniziert! Und ganz besonders die junge Generation. Hier kann ich sagen, was ich denke, was ich glaube, was ich fühle, und meine Freunde lesen es nicht nur, sondern reagieren auch noch darauf! Die Menschen sind sehr interessiert an den Geschichten ihrer Mitmenschen, aber sie kommen nicht unbedingt in den Gottesdienst am Sonntag oder zum Mitarbeiterkaffeetrinken am Freitag. Ich lasse mich nicht darüber aus, ob ich das gut oder schlecht finde, denn meine Meinung ändert nichts an den Tatsachen. Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Wenn die Menschen online kommunizieren, müssen die Christen ebenfalls online sein, mit all ihrer Weisheit, Liebe, Offenheit. Setze ich mich damit den Gefahren aus, online gekapert oder ausgenutzt zu werden? Aber natürlich! Das Risiko ist kalkulierbar, aber es gehört dazu. Das Leben war noch nie sicher, da lügen uns die Versicherungen ganz schön was in die Tasche. Ein Christ lebt nie ungefährlich, das kann biblisch belegt werden. Und wer als Christ kein Risiko eingehen will, ist vielleicht gar kein Jesusnachfolger.
Der bekannte Blogger Andrew Jones bestätigte meine Entscheidung, indem er auf Connect 2010 alle CA-Leute mit „Stream your life!“ ermutigte, ihre gottgeschriebene Lebensgeschichte zu veröffentlichen. Es würde so viel Müll veröffentlicht, da solle die Welt doch Wissen, was Gott heute tue! Schließlich seien wir dazu da, Zeugen zu sein, nicht wahr? Und wenn man heute im Netz kommuniziert und nicht mehr auf der Fußgängerzone, dann müssen wir Christen auch dahin. Eigentlich logisch, oder?
Zugegeben, für mich ist es immer noch etwas ungewohnt. Macht nichts.
In den nächsten Monaten werde ich mich bewusst daran gewöhnen wollen, mein Leben als Zeugnis noch mehr zu „streamen“.
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