Direkt zum Hauptbereich

Wie ist es in Göteborg?!

Es war so weit: Unsere Erkundungsreise nach Göteborg hat vom 24.-27.11. mit 4 Personen stattgefunden. Nach stürmischer Landung und Begrüßung durch einen heftigen Regensturm erkundeten wir noch am gleichen Abend zu Fuß das wie leergefegte Stadtzentrum.

Der erste offizielle Termin erwartete uns Freitagmorgen in der Internationalen Schule Göteborg. Die freundliche Atmosphäre und die Philosophie der Schule beeindruckten uns sehr. Wir wünschten, unsere Kinder könnten lieber heute als morgen hier beginnen. Ein großer Vorteil ist, dass diese Schule nicht viel teurer als eine deutsche Schule ist. Im Schulgeld sind bereits alle Materialien und eine tägliche warme Mahlzeit enthalten. Allerdings: Wenn unsere Kinder am nächsten Schuljahr teilnehmen werden, sollten sie bis ca. April angemeldet sein. Dies bedeutet, dass wir bis April eine ungefähre Vorstellung haben sollten, ob ein Umzug im Sommer finanziell überhaupt möglich sein wird.

Den restlichen Freitag verbrachten wir im Göteborger Stadtleben, um möglichst viele Eindrücke sammeln zu können. Uns allen fiel auf, wie sauber und gepflegt Stadt und Menschen sind. Es waren kaum Heimatlose zu sehen. Die Abwesenheit von Gangs oder Junkies lässt selbst die Nacht-Szene sicher erscheinen. Uns fiel aber auch auf, wie wenig Hinweise auf spirituelles oder religiöses Interesse zu finden sind: Keinerlei Mondkalender oder sonstige esoterische Auslagen, fast keine religiösen Motive oder auch nur Hinweise darauf. Selbst die Weihnachtsdekoration der Stadt fiel für den 1. Advent reichlich spärlich aus – gemessen an den Lichterkettenschlachten in deutschen Landen.

Alle Gespräche, die wir an diesem Wochenende mit Gemeindeleitern, Pastoren und anderen Menschen führten, bestätigten dies. Der allgegenwärtige und liebevolle Vater, dem man vertraut und der seine Kinder mit allem lebensnotwenigen versorgt, ist für die Schweden nicht Gott, sondern der Staat. Uns wurde gesagt, das 94% der Göteborger keinerlei Kontakt zu einer Kirche oder Gemeinde haben, obwohl noch immer über 80% Mitglied der ehemaligen Staatskirche sind. Die hier wirklich vorherrschende Religion scheint ein besonders stark ausgeprägter Materialismus zu sein, dem wir in angemessener Weise mit dem Evangelium zu begegnen haben. Plötzlich beginnen wir zu begreifen, was Mission konkret für uns bedeutet: Eine ganze Kultur mit Gottes Wort begegnen und in positiver Weise herausfordern.

Etwas sehr mulmig wird uns auch bei dem Gedanken, dass sehr bald alles sehr konkret wird und wir bislang nur sehr wenig wissen. Das ist bis jetzt wohl jedem Missionar vor der Ausreise so gegangen und jetzt sind wir halt an der Reihe. Wenn wir bis zum 30. Juni unsere volle Unterstützung zusammen haben wollen, müssten unsere Unterstützungszusagen monatlich um ca. 15% steigen. Als Stichtag wollen wir uns den 30. April setzen. Wenn wir bis dorthin Zusagen über 75% haben, werden wir gehen.

Heute morgen (28.11.), als wir wegen der vielen Eindrücke, Müdigkeit und Ungewissheit etwas niedergeschlagen waren, machte Gott uns gleich 2x Mut. In den Losungen heißt es nämlich heute: „Seid getrost und lasst eure Hände nicht sinken; denn euer Werk hat seinen Lohn.“ (2Chr 15,7). Und in Karen’s Kalender steht ausgerechnet heute: „Jesus spricht: ‚Du kleine Herde, du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben!’“ (Lk 12,32)

Danke auch für Eure Gebete. Es gibt wohl kaum etwas spannenderes, als einen himmlischen Arbeitgeber zu haben...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten ...

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf...

Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Wohin wird die Reise gehen? Langsam, ganz langsam entwickelte sich die Geschichte, die hier begann . Der Gedanke, Gemeinde für ihre Kollegen zu entwickeln, ließ sie nicht mehr los. Wir trafen uns unregelmäßig über ALT, wo in meinem Kurs alles begonnen hatte. Schnell wurde ihr allerdings klar, dass ALT gewöhnliche Pastoren für gewöhnliche Gemeinden ausbildet, sie aber einen ungewöhnlichen Neustart für ungewöhnliche Menschen anstrebt. Sie fühlte sich wenig vorbereitet und eher eingeengt. Deshalb drückte sie auf Pause legte die Ausbildung bis auf weiteres auf Eis. Obwohl wir uns nicht mehr über ALT sahen, verloren wir nicht den Kontakt. In unregelmäßigen Abständen telefonierten wir, besprachen Ideen. Ich traf einen Teil ihrer Freunde und Kollegen auf einem Philosophieabend in Stockholm. Und während ich mit diversesten Herausforderungen bei Communitas zu kämpfen hatte, wurde für sie immer klarer: Wir müssen eine ganze neue Arbeit starten, die exakt auf das Leben von Künstlern und Mus...