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Sprung in der Schüssel

Eiszeit? Angst vor dem Crash? Sprung im Glas? Keinen Durchblick? Wer weiß das alles schon?

Gestern war Nationalfeiertag. Warum es der 6. Juni ist, weiß ich grad nicht. Ich weiß nur, dass es seit drei Monaten mein erster voller Tag zu Hause und ohne Termine war, 24 Stunden ganz daheim, ohne etwas tun zu müssen. Wunderbar. Bin um acht nach dem Aufstehen nochmal ins Bett, einfach nur so, weil's eben ging, bis 9 auf der Matratze zu faulenzen. Frühstück im Garten, herumlümmeln, ein leckeres Essen kochen. Einer kreativen Übung nachgehen, die seit Monaten vernachlässigt wurde: Spaziergang mit Kamera und einem Objektiv, von dem man nur ein Foto mitbringen darf. Warum aber ausgerechnet das obige Resultat dabei herauskam, hab' ich mich dann schon gefragt. Ich überlasse die Deutung kompetenteren Tiefenpsychologen. Euch zum Beispiel.

Was ich weiß ist, dass ich überhaupt nicht mehr nach meinen eigenen Prinzipien gelebt habe. Wie Eli, der im Film "Book of Eli" bekennt, er wurde so euphorisch von seiner Mission, dass er das Wichtigste völlig vergaß. Das Gebot der Sabbattheiligung zum Beispiel habe ich mindestens zwölf Mal in Reihe gebrochen. Ich bekenne ebenfalls und bitte um Vergebung. Teilweise hat's damit zu tun, dass wegen meiner prächtigen Winterdepression einfach immer noch so viel nachzuholen war. Teilweise mit meiner Gutmütigkeit. Und teilweise mit der Unfähigkeit, besser langfristig zu planen. Ich hab halt keine Sekretärin.

Und ich sehe viel. Treffe viele Menschen. Spreche mit Busfahrern oder Neben-mir-Sitzern. Höre ihnen zu. Bin immer wieder in verschiedensten Gemeinden zu Gottesdiensten. Beobachte genau. Diskutiere regelmäßig mit der jungen Generation. Verfolge Nachrichten in mehreren Ländern der Welt, so gut es eben geht. Und immer dieselbe Frage: Was ist Evangelium in dieser Welt? Der Eifer für die Hoffnung des Gottesreiches verzehrt mich, was eine gute Sache ist. Und die extrem verweichlichte Bequemlichkeit und Kurzsichtigkeit des Westens unserer Tage regt und frisst mich auf. Was eine nicht so gute Sache ist.

Manchmal frage ich mich, ob ich eigentlich verrückt bin. Warum gehe ich keinem geregelten Job nach, wohne irgendwo mit Treppenhaus, Bohnerwachs und Spießigkeit? Warum setze ich das Visionsfernrohr nicht einfach wieder ab und die Scheuklappen wieder auf? Weil Unwissenheit nicht vor Strafe schützt und Wissen Verantwortung ist. Darum. Ich habe eine Mission, die zwar impossible erscheint, aber mein Auftraggeber sieht das scheinbar anders. Darum. Wahrscheinlich braucht man dazu einen Sprung in der Schüssel.

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Wer es noch nie gesehen hat, dem sei es hiermit gezeigt: Unsere Gesellschaft setzt sich aus vielen Subkulturen zusammen. Das Bild ist ein Beispiel für Deutschland, wo sich das Sinusinstitut in seinen sogenannten "Milieustudien" auf zehn Milieus oder Kartoffeln begrenzt. Sinus macht solche soziologischen Studien in erster Linie für Firmen, die ihr Produkt möglichst punktgenau in einer passenden Zielgruppe vermarkten wollen. Es ist eine fantastische Brille, mit der man klarer sehen kann, mit wem man es eigentlich zu tun hat und wie die gewünschten Kunden so ticken. Wenn sich Pastoren, Pfarrer oder ganz normale Christen diese Brille auf die Nase setzen, sehen die meisten entweder rot oder schwarz. Einigen wird auch gerne schwindelig oder sogar so schlecht wie bei einem Horrortrip. Warum nur? Weil Sinus ebenfalls herausgefunden hat, dass Kirchen und Gemeinden, völlig egal welcher Farbe, Konfession oder Denomiation, fast ausschließlich aus einem ca. 15% großen Segment am lin