Direkt zum Hauptbereich

Frucht, unerwartet indirekt


Die Schauspielerin war am Ende. Viele Fehler, viel gelitten. Versagt. In der Tiefe hörte sie jemand ihren Namen sagen. Begegnung mit Gott. Er baute sie langsam wieder auf, führte sie auf neue Wege. Die Liebe zu ihrem Erlöser wuchs, und der Wunsch, mehr Menschen von ihm zu erzählen, ebenfalls. Sie begann, Theologie zu studieren. Doch schnell merkte sie, dass nicht alles Gelernte in jene Welt passt, aus der die kam. Und zu der sie sprechen möchte. Ihre alten Freunde und Kollegen in die Gemeinde einzuladen, wo sie selbst aktiv ist, kam nicht in Frage. Sämtliche Vorurteile über Christen würden nur bestätigt werden - und den Erlöser träfen sie dann wohl nimmer. Sie wünschte sich nichts mehr als eine Gemeinde, in der sich Leute wie ihre alten Kollegen öffnen können, das Leben bearbeiten, Hoffnung schöpfen. Doch solche Gemeinschaften gibt es nicht, fand sie.

Der Überlegung folgend, ob man wirklich neue Gemeinden starten kann, die anders sind, meldete sie sich zu einem Kurs an: Gemeindegründung. Der Dozent, ein Ausländer, lebt in einer Großstadt auf der anderen Seite des Landes. Er berichtete den Teilnehmern, von seiner Berufung, Gemeinde für solche zu bauen, die keine Kirche wollen; erzählte von Herausforderungen, Versuchen, Misserfolgen. Er bläute seinen Schülern ein, dass Gemeinde nie mit festem Konzept gestartet werden darf. Immer und ohne Ausnahme muss man Teil der Kultur werden, die man erreichen will. Erst danach kommt die Frage, wie man in dieser Kultur zur Nachfolge animiert. Die Künstlerin war inspiriert und schrieb eine der besten Abschlussarbeiten, die wohl je ein Gemeindegründungsstudent geschrieben hat.

Einige Monate später rief sie ihren Dozenten an. Bedankte sich für den Kurs, erzählt von ihren Ideen, die sie in der Zwischenzeit selbst entwickelt hat. Und dass sie irgendwann all ihren Mut zusammennahm, um etwas Neues zu wagen. Und dann berichtete sie von dem Livekonzert im Garten ihres Hauses. Von den vielen eingeladenen Freunden und dass fast alle kamen. Sie erzählte vom Abend voller Gespräche zum Thema "Liebe in Zerbrochenheit". Und von den abschließenden "aufbauenden Worten" - ihre eigene Übersetzung des Wortes "Fürbittegebet". Alle fanden es sehr gut und wollen wiederkommen, wenn so etwas wieder stattfindet. 

Der Dozent lächelte gerührt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

Abschluss der Bergpredigt

Ein ganzes Jahr sind wir während unserer Sonntagstreffen "Impressions" durch die Bergspredigt gegangen, das Manifest des Reiches Gottes, der Fokuspunkt eines Objektives, an welchem die ganze sichtbare Wirklichkeit auf den Kopf gestellt wird, weil man einen Blick in Gottes Wirklichkeit erhaschen darf. Die Bergpredigt, welche all unsere menschlichen "Normalitäten" in Frage stellt; wo nicht Stars und Sternchen selig gepriesen werden sondern die, denen es dreckig geht; wo gefordert wird auch denen liebevolle Weihnachtsgeschenke zu machen, die uns an den Kragen wollen; wo gesagt wird, man möge einem Dieb doch bitte beim Raustragen helfen. Die Bergpredigt, welche uns die unerhörte Großzügigkeit Gottes vormalt, weil Er genau all das ist und tut. Die Bergpredigt, welche uns den menschlichen Egoismus schonlungslos vor Augen führt und uns unweigerlich spüren lässt, dass eben dieser gottverdammte Egoismus uns die Bergpredigt als gefühlte Unmöglichkeit erscheinen lässt.

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf