Direkt zum Hauptbereich

Jahreslosung 2010: Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. (Joh 14, 1)

Noch genau erinnere ich mich an eine der ersten Predigten, die ich in meinem Leben bewusst hörte. Ich war gerade Teenager und noch kein Jesusnachfolger. Der Prediger erzählte in lebhaften Bildern die Geschichte eines Seiltänzers, der seine Kunststückchen auf einem zwischen zwei Häusern gespannten Seil vorführte und damit die unten stehende Menge begeisterte. Vor jedem neuen Kunststück fragte er sein Publikum, ob es ihm den folgenden Trick denn wohl auch zutraue. ”Glaubt ihr, dass ich auf dem Seil springen kann?” ”Glaubt ihr, dass ich selbst eine Schubkarre auf die andere Seite balancieren kann?” ”Ja! Ja!” schrie die erwartungsvolle Menge, die nicht enttäuscht wurde, denn jedes angekündigte Kunststück wurde mit faszinierender Präzision ausgeführt. ”Glaubt ihr, dass ich die Schubkarre gefüllt mit zwei Sandsäcken wieder zurückfahren kann?” Ja! Ja! Lass es uns sehen!” Nachdem die Sandsäcke auf der anderen Seite abgeladen waren, kam die Frage: ”Glaubt ihr denn auch, dass ich einen erwachsenen Menschen in der Schubkarre fahren kann?” ”Natürlich! Los, wir wollen es sehen!” ”Dann brauche ich einen Freiwilligen!” Da wurde es abrupt still. Niemand wollte Freiwilliger sein. Glaube ist, in die Schubkarre einzusteigen, resümierte der Prediger. Nur unten stehen und rufen „Ja, ich glaube!“ ist kein Glaube, sondern wertloses blabla.
An diese Geschichte denke ich, wenn ich die diesjährige Jahreslosung höre. Denn das Leben ist oft wie ein Seiltanz. Faszinierend und gefährlich zugleich. Manche trauen sich gar nicht erst los, manche bleiben stecken, manche stürzen ab, manche kommen rüber. Euer Herz erschrecke nicht, sagt Jesus. Erschreckt nicht ob der Höhe, der Länge, des Seitenwindes. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Steig ein in die Schubkarre, ich habe schon viele rübergefahren.
Sitze ich auch einmal drin, in der Schubkarre, heißt es, ruhig zu bleiben. Sitzen zu bleiben. Sich nicht über den Rand herauslehnen. Selbst wenn es anfängt zu stürmen und gewittern.
Es ist die hohe Kunst des Lebens, ruhig zu bleiben, nicht zu erschrecken und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Ohne Glauben ist das unmöglich, absolut undenkbar, so ist meine These. Man kann natürlich viel glauben und sein Vertrauen in unterschiedlichste Dinge setzen. Meines Erachtens ist aber nur der Seiltänzer meines vollen Vertrauens würdig, der schon mal auf der anderen Seite angekommen und wieder zurückgekommen ist.
Und der sagt: Glaubt an Gott und glaubt an mich.
* * *
Ever heard of the “Moravian Daily Bible texts”? For each year they also draw an annual Scripture watchword, which is pretty important and very popular among German Christians of all churches and denominations. The 2010 watchword (“Jahreslosung 2010” is John 14:1,
Do not let your hearts be troubled. Trust in God; trust also in me. (NIV)
I clearly remember one of my first sermons I ever heard. I was a young Teenager and far away from being a Christian. I was probably on my way closer to God and God’s spirit was surely working within me, otherwise I would not remember this particular sermon. The preacher was describing vibrantly the story of a wirewalker who performed his daring feats on a high and long wire between two buildings. Before he came up with a new trick he asked the public if they would believe that he would be able to do this and that. “Yes! Yes!” the crowd screamed each time. So he continued his performance. “Do you believe I can push a wheelbarrow on the wire to the other side?” “Yes, of course! Show it to us!” And so he did. “Do you believe I can push it back, filled with two sandbags?” “Yes! Yes! Do it!” And so he did. “Do you believe I could push a human being in the wheelbarrow all the way to the other side?” “Yes! Come on! We want to see it!” “So I need a volunteer! Would please one of you come up?” All of a sudden the jubilance of the crowd died down. No one dared to volunteer. Faith is taking a seat in the wheelbarrow, the preacher concluded. Just standing and shouting, “Yes, I believe!” is nothing but worthless blah blah.
This story comes to my mind as I hear the 2010 watchword. Because life is often like a dance on the wire. Fascinating and dangerous at the same time. Some never dare to start, some get stuck, some fall down, some manage to reach to other side. Jesus says, don’t let your heart be troubled. Do not be scared about the height, the length, the side winds. Trust in God and get into the wheelbarrow. And trust in me. I pushed already lots of people to the other side.
And once I am in that scary wheelbarrow I need to sit still. Don’t get up. Don’t lean out. Don’t start hard discussions with the wirewalker. Even if it starts blowing, raining, thundering. Don’t worry.
The high art of life is staying calm and relaxed, taking each day just as it comes across. This is absolutely impossible without faith. Of course, we can trust many things and believe in countless doctrines. But I say there is only one wirewalker who’s really worth to be trusted: It’s Him, the only one who came to the other side AND back again.
And He says, trust in God and trust in me.

Kommentare

Matthias Karcher hat gesagt…
Interessant. Ich hatte vor einer Woche bei einer Kurzpredigt vor vielen hilfsbedürftigen Menschen den gleichen Input gegeben. Scheint eine weiterverbreitete Story zu sein - mit dem Seiltänzer.
Euch auch noch einen guten Jahresbeginn. Grüße aus Berlin, Matthias

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail

Wer erntet die dicksten Kartoffeln?

Wer es noch nie gesehen hat, dem sei es hiermit gezeigt: Unsere Gesellschaft setzt sich aus vielen Subkulturen zusammen. Das Bild ist ein Beispiel für Deutschland, wo sich das Sinusinstitut in seinen sogenannten "Milieustudien" auf zehn Milieus oder Kartoffeln begrenzt. Sinus macht solche soziologischen Studien in erster Linie für Firmen, die ihr Produkt möglichst punktgenau in einer passenden Zielgruppe vermarkten wollen. Es ist eine fantastische Brille, mit der man klarer sehen kann, mit wem man es eigentlich zu tun hat und wie die gewünschten Kunden so ticken. Wenn sich Pastoren, Pfarrer oder ganz normale Christen diese Brille auf die Nase setzen, sehen die meisten entweder rot oder schwarz. Einigen wird auch gerne schwindelig oder sogar so schlecht wie bei einem Horrortrip. Warum nur? Weil Sinus ebenfalls herausgefunden hat, dass Kirchen und Gemeinden, völlig egal welcher Farbe, Konfession oder Denomiation, fast ausschließlich aus einem ca. 15% großen Segment am lin