Direkt zum Hauptbereich

So groß ist der Herr

Foto: NASA
Unsere Zeit ist das perfekte Milieu zum Egoismuszüchten. Er wächst und gedeiht prima in allen Ritzen des Lebens. Spiritualität ist keine Ausnahme, ist nicht auch Glaubensleben dazu da, dem Ich-Mir-Mein-Mich zu dienen?

Gott dient uns - so wahr das auch ist, es ist nur die halbe Wahrheit. Unsere zeitgenössische Blindheit für die ganze Wahrheit schließe ich aus einem Sammelsorium aus Beobachtungen, Berichten und Gesprächen. Da sind zum Beispiel Menschen, die nicht (mehr) an Gott glauben wollen, weil ihnen das Leben nicht perfekt genug ist. Oder Christen, die an ihrem Glauben verzweifeln, weil Gott ihnen gewisse Bitten nicht erfüllt. Und nicht zuletzt gibt es Aufgeklärte, die sich für unschlagbar gut im Argumentieren halten, wenn sie die "Hölle" zum mittelalterlichen Märchen degradieren und hinzufügen, sie würden Gott, sollten sie ihm wider Erwarten denn doch einmal begegnen, gehörig den Marsch blasen angesichts der Hölle, die er hier schon auf Erden zulässt.

Viel zu lange habe ich mich von solchen Argumenten einschüchtern lassen. Teilweise, weil ich selber vom Egoismus infiziert bin. Teilweise, weil ich im tiefsten Herzen glaubte, dass diese Leute irgendwie sogar recht hatten; ich hatte nichts Wirkliches entgegenzusetzen und wünschte mir stattdessen, Billy Graham käme jetzt zufällig durch die Tür und würde die Diskussion übernehmen.

Nun, egoismusinfiziert bin ich heute leider immer noch. Dat Sauzeuch kriegt man nicht los. Und selbst auf einen Schlagabtausch lasse ich mich immer noch nicht ein. Aber mehr deswegen, weil ich relaxter geworden bin, viel relaxter. Diskussionen mit solchen, die nur glauben und sehen, was sie glauben und sehen wollen, führen selten zu was Fruchtbarem. Und deshalb frage ich vor allem die Aufgeklärten, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, ob sie sich die Zahl 1054 (zehn hoch 54) vorstellen können. Ganz Schlaue können vielleicht sagen, dass es sich hier um eine Million Quadrillionen Quadrillionen handelt. (Ich bin nicht so schlau und musste es nachschlagen.) Vorstellen kann sich das aber keiner, deswegen kommt auch auch die Gegenfrage: Warum 10 hoch 54?! Nun, weil das die Masse des bekannten Universums ist. 1054 Kilogramm. Ist doch massiv, oder?

Bei der Gelegenheit: E = mc2 ist doch sicher auch ein Begriff, nicht wahr? Naja, die meisten wissen, dass es irgendwas mit Einstein zu tun hat, manche wissen sogar, dass laut Einstein Masse in pure (massenlose) Energie umgewandelt werden kann und umgekehrt. Letzteres passiert ja im Atomkraftwerk, man gewinnt Energie aus Masse. Schon die Auflösung winzig kleinster atomarer Teilchen versorgt ganze Städte mit Energie, denn winzige Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat = erstaunlich große Ergebnisse. Mit anderen Worten, wenn man einen ganzen Kilogramm mit Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat multipliziert, kommt man auf knapp 9x1016 Joule - also eine 9 mit 16 Nullen. Wow. Soviel pure Energie steckt in einem ordinären Liter Milch.

Keine Kuh kann 90 000 000 000 000 000 Joule produzieren. Die Kuh hat nur ordentlich andere Masse in Form von Gras gefressen und dann gemacht, was sie am Besten kann: Gras zu Milch und Dung verwandeln. Und das Gras wiederum entstand aus noch anderer Masse wie Erde oder Wasser. Aber woher kam denn alles mal? Woher kommt die Masse des Universums?? Kein atheistischer Wissenschaftler weiß, woher die Ursprungsmasse vor dem vermeintlichen Urknall kam. 

Für uns Christen ist es einfach: Und Gott sprach... und es wurde. Mindestens 1054 Kilogramm wurden als Gott sprach. 1054 Kilogramm mal 9x1016 - das macht genau 9x1070 Joule (eine neun mit 70 Nullen), die eben mal so aus dem Munde Gottes kommen und das Universum aus dem Nichts entstehen lassen. Er spricht's einfach mal dahin.

Ich bin recht zuversichtlich in der Annahme, dass, sollten wir mal einem Wesen begegnen, aus dessen Mund uns 9x1070 Joule entgegenschlagen, wenn es nur "Hi!" sagt, dann blasen wir keinem mehr was, am allerwenigsten den Marsch. Ein solches Wesen versuchen wir tunlichst und großräumigst zu vermeiden, denn es kann machen, was es will. Wir werden weder diskutieren noch in Frage stellen. Diesem Wesen auch nur nahe zu kommen, muss schlimmer als die schlimmste Hölle sein, die man sich in seinen furchtbarsten ausmalen kann. Sollte dieses Wesen aber einen Ort vorbereitet haben, an welchem man getrennt von ihm die Ewigkeit verbringen darf, und sollte es diesen Ort "Hölle", "Gehenna" oder sonstwie genannt haben, dann mag dieser Ort immer noch "höllisch" sein, doch im Grunde ist das doch ein freundlicher und schützender Akt, denn in der Nähe Gottes sein zu müssen und jedesmal mindestens 1070 Joule über sich ergehen lassen zu müssen, wenn dieses Allmachtswesen einen Gedanken äußert, muss ungleich qualvoller sein. Wie gesagt, sämtliche Atombomben der Welt gleichzeitig gezündet sind ein unhörbarer Fliegenfurz im Vergleich zu Gottes Wort.

Was sagt es uns egoismusinfizierten Christen? Zweierlei. Erstens: Fürchtet euch nicht. Wir sind verwandelt worden. Wir sind wieder wahre Ebenbilder Gottes, wir sind vom selben Wesen wie Gott - und damit werden wir tiefst beeindruckt, aber nicht verletzt werden in seiner Nähe. Selbst wenn mal 1080 Joule aus seiner Nase schnaufen sollten. Zweitens: Adieu Wohlstandsevangelium. Wir beten Gott nicht an, weil er uns dient und es uns deswegen gut geht. Wir beten ihn an, weil Er es wert ist, weil Er es verdient hat, weil Er Er ist. Wir erteilen unseren egoistischen Wehwehchen einen Tritt und beten an, folgen, gehorchen, lieben und dienen nach bestem Können und Vermögen. Nicht uns zuliebe. Ihm zuliebe. Weil Er nicht nur so groß, sondern auch unser Vater ist.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail

Wer erntet die dicksten Kartoffeln?

Wer es noch nie gesehen hat, dem sei es hiermit gezeigt: Unsere Gesellschaft setzt sich aus vielen Subkulturen zusammen. Das Bild ist ein Beispiel für Deutschland, wo sich das Sinusinstitut in seinen sogenannten "Milieustudien" auf zehn Milieus oder Kartoffeln begrenzt. Sinus macht solche soziologischen Studien in erster Linie für Firmen, die ihr Produkt möglichst punktgenau in einer passenden Zielgruppe vermarkten wollen. Es ist eine fantastische Brille, mit der man klarer sehen kann, mit wem man es eigentlich zu tun hat und wie die gewünschten Kunden so ticken. Wenn sich Pastoren, Pfarrer oder ganz normale Christen diese Brille auf die Nase setzen, sehen die meisten entweder rot oder schwarz. Einigen wird auch gerne schwindelig oder sogar so schlecht wie bei einem Horrortrip. Warum nur? Weil Sinus ebenfalls herausgefunden hat, dass Kirchen und Gemeinden, völlig egal welcher Farbe, Konfession oder Denomiation, fast ausschließlich aus einem ca. 15% großen Segment am lin