Na also! Das ging doch ganz vernünftig! Zum zweiten Mal hatten wir heute einen "handla för andra"-Tag, wieder von Juliana organisiert, und heute in gleich vier Göteborger Lebensmittelläden gleichzeitig, teilweise sogar sehr großen. "Handla för andra" ist ein schönes Wortspiel, was sich im Deutschen leider nicht so wohlklingend wiedergeben lässt: Für andere einkaufen, das klingt irgendwie anstrengend. Nun, was ist "Hanlda för anda" also? Das haben wir allen Freiwilligen heute morgen auch erstmal bei einem netten Frühstück erklärt.
Alle Freiwilligen werden erstmal in ein TjänaStan-T-Shirt gesteckt, damit sie auch erkannt werden.
Alle Freiwilligen werden erstmal in ein TjänaStan-T-Shirt gesteckt, damit sie auch erkannt werden.
Dann geht es gruppenweise zu den einzelnen Geschäften, die natürlich wissen, dass wir heute dort aufkreuzen und was wir dort machen werden. Die Geschäfte sind in der Regel sehr offen und positiv, nicht zuletzt verdienen sie ja auch daran. Doch nicht nur das: Nicht selten legt ein Geschäft eine beachtliche Spendensumme für diesen guten Zweck drauf. Ein ICA Maxi hat folgende Anzeige gestaltet und ganzseitig (!!!) veröffentlicht:
Im Geschäft angekommen, werden an die Kunden am Eingang Einkaufszettel verteilt. Auf der Liste stehen eine ganze Reihe unverderblicher Lebensmittel oder Hygieneartikel. Im Vorfeld nehmen wir Kontakt mit Wohltätigkeitsorganisationen auf und fragen nach, wo der Bedarf am größten ist. Die Kunden werden gebeten, auf ihrer Einkaufsrunde einen oder mehrere Artikel zusätzlich zu kaufen.
Jeder Kunder kann dann selbst entscheiden, ob oder wie viel er oder sie dabei mitmachen möchte. Die meisten sind eigentlich sehr positiv und interessiert. Viele glauben, wir wollten ihnen was verkaufen. Ein paar Motzköpfe gibt es auch immer, die zum Beispiel der Meinung sind, die Bedüftigen sollten gefälligst arbeiten gehen und sich nicht ständig von anderen bedienen lassen. Sehr amüsant ist es immer zu beobachten, wie sich manche auf alle Schnelle eine Entschuldigung herauspressen müssen, warum sie das leider ausgerechnet heute nicht machen können. Zum Beispiel eine Kundin, die mir diese wunderbar unlogische Erklärung mitgab, dass da unmöglich mitmachen könne, ihre Schwester würde schließlich in Stockholm leben. Diejenigen aber, die sich darauf einlassen, tun es ausnahmslos gerne und mit echter Freude. Nach den Kassen warten dann weitere Freiwillige mit Bananenkartons, die alle Extrawaren dankbar entgegennehmen.
In den Kartons sammeln sich Rasierer, Reis und Würfelzucker nebst vielen weiteren Artikeln. Manchmal mussten wir unsere Kartons verteidigen weil manche glaubten, hier gäbe es etwas Kostenloses zu erbeuten. Nach getaner Arbeit werden alle Kisten aus allen Geschäften gesammelt - heute waren es 47 Stück.
Klar, dass Juliana sehr zufrieden war, oder?!
In der nächsten Woche werden alle Waren an die Organisationen ausgefahren, mit denen wir dieses Mal zusammengearbeitet haben. Dieses Foto unten zum Beispiel ist vom letzten Mal handla för andra vor wenigen Wochen, wo eine Gemeinde nahe Angered 20 Kartons entgegen genommen hat. Diese Kirche macht eine fantastische Arbeit für Menschen am Rande der Gesellschaft. Es begann vor einigen Jahren am 23. Dezember, als dort eine junge Familie auftauchte und darum bat, einige Zeit in der Kirche wohnen zu dürfen, um der Kälte zu entfliehen. Der damalige Pfarrer der Gemeinde sagte, dass er unmöglich die Weihnachtsgeschichte predigen könne und zuvor eine Familie abgewiesen habe. Damit begann eine Arbeit, über die ich ein anderes berichten kann. Auch diese Woche wird diese Gemeinde von uns wieder einige Kartons mit Lebensmitteln bekommen, deren Inhalte an bedürftige Familien weitergegeben werden.
Durch Aktionen wie diese wird man nicht nur bekannt, sondern auch ernstgenommen. Nicht wenige halten einen ernsthaften christlichen Glauben für übertrieben, fundamentalistisch und damit völlig überflüssig - wenn nicht sogar gefährlich. Aktionen wie TjänaStan hingegen bringen die Menschen zum Nachdenken - und zwar nicht in der Kirche, sondern an einem Platz, wo sie gar nicht damit gerechnet hätten.
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