"Kannst Du mir noch die Adresse schicken, wohin ich morgen kommen soll?" schrieb ich diese Woche dem neuen Studenten. Zu Beginn jedes Semesters muss ich alle meine 12 Studenten in ihren Praktikumsgemeinden besuchen und ihren Mentor treffen. Per Sms kam folgende Antwort: "Weiß nicht genau. Hausnummer 1, glaub ich. Park einfach neben der Kirche." Es ist nicht immer leicht, all die Gemeinden zu finden, manche haben noch nicht mal eigene Lokale. Meine Abenteuerlust gab sich aber zufrieden und ich begab mich auf eine Tagestour, um mehrere Studenten samt ihren Mentoren im Göteborger Umland zu besuchen. Als nach vielen Kilometern und Gesprächen vor mir die Stadt auftauchte, in der ich Hausnummer 1 suchen sollte, bot sich mir folgendes Bild:
Dieser Parkplatz sollte ganz ohne GPS zu finden sein, dachte ich bei mir und war zugegebendermaßen etwas überrascht. In Kirchen dieser Größe verkehre ich eher selten.
Ein glücklicher Student und ein ebenso glückicher Mentor hießen mich mit einer Tasse Kaffee willkommen. Ich merkte sofort: Hier habe ich es mit einer bemerkenswerten Ausnahme zu tun.
In der Regel sind klassische Kirchen, wie auch die meisten Freikirchen, was man heute als "attraktional" bezeichnet. Man kann sich denken, dass dieses Wort von attraktiv abstammt und damit soviel wie anziehend bedeutet: Die Kirche oder Gemeinde hat eine zentrale Anziehungskraft, sei es wegen ihres Programms, der Predigt, des Glaubens oder aus Tradition. In säkularen Zeiten nimmt diese Anziehungskraft aber stark ab, und deshalb erleiden die meisten attraktionalen Gemeinden mehr oder weniger Schwund. Not macht erfinderisch und man erfand das Wort missional, um die persönliche Sendung jedes Einzelnen in die eigene Umwelt zu betonen - schließlich kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Leute von alleine zur Kirche kommen.
Für eine Zeit hätte man meinen können, hier liegen zwei Clans im Clinch: Da kritisierten die Missionalen die Attraktionalen und umgekehrt. Mit dem Resultat, dass es eigentlich keinem von beiden wirklich gelungen ist, die Kuh vom Eis zu ziehen. Die großen Trends sind sind europaweit unverändert negativ, Gemeindesterben und Kirchenverkäufe werden immer häufiger vorkommen.
Aber es gibt auch Ausnahmen, und solchen Ausnahmen begegne ich immer wieder. Obige große Steinkirche am Meer ist nur eine von ihnen. Haben diese Ausnahmen etwas gemeinsam? Ja, das haben sie! Sie haben sogar vier Dinge gemeinsam.
Alle sind durch die Bank eher attraktionale Gemeinden, d.h. mit einem festen Gottesdienst, der nach bestimmten Traditionen abläuft. Eine typische, klassische Gemeinde halt. Oder, wie im obigen Fall, eine typische Kirche mit Orgel, Gewändern und klassischen Liturgien.
Alle Gemeinden sind eher charismatisch angehaucht, das heißt es gibt eine klare Betonung der Befreiung durch Christus mit Hinweis auf die Kraft des Heiligen Geistes. Die Gemeinden betonen die Gaben des Geistes und das Gebet. Alle bieten regelmäßig Fürbittegebete an, oft auch um Heilung.
Alle Gemeinden haben eine ausgeprägte Diakonie. Es kann sich um Dienste für Obdachlose oder Immigranten handeln, was auch immer der Bedarf in der Stadt ist. Manche haben soziale Unternehmen gestartet, um Arbeitsplätze zu schaffen. Meistens haben sich die Gemeinden durch ihren diakonischen Einsatz einen sehr guten Ruf in ihrer politischen Gemeinde gemacht.
Die vierte Gemeinsamkeit ist wahrscheinlich der Schlüssel. Für alle Beteiligten und Mitarbeiter dieser Gemeinden gehören nämlich die ersten drei Elemente untrennbar zusammen. Es sind keine Abteilungen, es wird eine heilige Einheit. Wer Gottesdienst macht, dient damit der Diakonie. Wer missional-diakonisch aktiv ist, dient damit dem Gottesdienst. Und alles findet seine Wurzel im Evangelium und der Fürbitte. Die ganze Gemeinde ist ein Team.
Viele liberale Kirchen haben wohl Gottesdienste und Diakonie, aber ihnen fehlt das Evangelium und der Heilige Geist.
So manche Freikirche hat zwar Gottesdienste und den Heiligen Geist, doch kaum Diakonie, die in der Gesellschaft wirklich wahrgenommen wird.
Missionale Projekte betonen oft missionale, diakonische Einsätze, doch vergessen leicht, dann auch wirklich mit dem Evangelium zu kommen. Andere leben sehr missional und proklamieren auch das Evangelium, doch es fehlt an struktureller Deutlichkeit, die viele Menschen brauchen, um sich sicher zu fühlen.
Und es gibt nicht wenige Gemeinden, die haben Gottesdienste, ein klares Evangelium und diakonische Dienste, alles drei also, doch es ist wie verschiedene Abteilungen, es gibt keinen Teamgeist, der alles organisch und lebendig verbindet.
Alle Gemeinden, denen auch nur ein Element fehlt, sind heutzutage und in unseren Gesellschaften schrumpfende Gemeinden. Selbst wenn sie wachsen, dann nur durch Transfer, also auf Kosten anderer, sterbender Gemeinden.
In Gemeinden aber, wo die Kraft des Evangeliums im Gemeindedienst wie im diakonalen Dienst gleichermaßen betont wird, da gibt es auch heute noch Zeichen und Wunder, Bekehrungen und Taufen.
Das Motto lautet also nicht missional kontra attraktional. Das Motto lautet missional plus attraktional, und all das im Heiligen Geist, der pausenlos auf Jesus weist.
Dieser Parkplatz sollte ganz ohne GPS zu finden sein, dachte ich bei mir und war zugegebendermaßen etwas überrascht. In Kirchen dieser Größe verkehre ich eher selten.
Ein glücklicher Student und ein ebenso glückicher Mentor hießen mich mit einer Tasse Kaffee willkommen. Ich merkte sofort: Hier habe ich es mit einer bemerkenswerten Ausnahme zu tun.
In der Regel sind klassische Kirchen, wie auch die meisten Freikirchen, was man heute als "attraktional" bezeichnet. Man kann sich denken, dass dieses Wort von attraktiv abstammt und damit soviel wie anziehend bedeutet: Die Kirche oder Gemeinde hat eine zentrale Anziehungskraft, sei es wegen ihres Programms, der Predigt, des Glaubens oder aus Tradition. In säkularen Zeiten nimmt diese Anziehungskraft aber stark ab, und deshalb erleiden die meisten attraktionalen Gemeinden mehr oder weniger Schwund. Not macht erfinderisch und man erfand das Wort missional, um die persönliche Sendung jedes Einzelnen in die eigene Umwelt zu betonen - schließlich kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Leute von alleine zur Kirche kommen.
Für eine Zeit hätte man meinen können, hier liegen zwei Clans im Clinch: Da kritisierten die Missionalen die Attraktionalen und umgekehrt. Mit dem Resultat, dass es eigentlich keinem von beiden wirklich gelungen ist, die Kuh vom Eis zu ziehen. Die großen Trends sind sind europaweit unverändert negativ, Gemeindesterben und Kirchenverkäufe werden immer häufiger vorkommen.
Aber es gibt auch Ausnahmen, und solchen Ausnahmen begegne ich immer wieder. Obige große Steinkirche am Meer ist nur eine von ihnen. Haben diese Ausnahmen etwas gemeinsam? Ja, das haben sie! Sie haben sogar vier Dinge gemeinsam.
Alle sind durch die Bank eher attraktionale Gemeinden, d.h. mit einem festen Gottesdienst, der nach bestimmten Traditionen abläuft. Eine typische, klassische Gemeinde halt. Oder, wie im obigen Fall, eine typische Kirche mit Orgel, Gewändern und klassischen Liturgien.
Alle Gemeinden sind eher charismatisch angehaucht, das heißt es gibt eine klare Betonung der Befreiung durch Christus mit Hinweis auf die Kraft des Heiligen Geistes. Die Gemeinden betonen die Gaben des Geistes und das Gebet. Alle bieten regelmäßig Fürbittegebete an, oft auch um Heilung.
Alle Gemeinden haben eine ausgeprägte Diakonie. Es kann sich um Dienste für Obdachlose oder Immigranten handeln, was auch immer der Bedarf in der Stadt ist. Manche haben soziale Unternehmen gestartet, um Arbeitsplätze zu schaffen. Meistens haben sich die Gemeinden durch ihren diakonischen Einsatz einen sehr guten Ruf in ihrer politischen Gemeinde gemacht.
Die vierte Gemeinsamkeit ist wahrscheinlich der Schlüssel. Für alle Beteiligten und Mitarbeiter dieser Gemeinden gehören nämlich die ersten drei Elemente untrennbar zusammen. Es sind keine Abteilungen, es wird eine heilige Einheit. Wer Gottesdienst macht, dient damit der Diakonie. Wer missional-diakonisch aktiv ist, dient damit dem Gottesdienst. Und alles findet seine Wurzel im Evangelium und der Fürbitte. Die ganze Gemeinde ist ein Team.
Viele liberale Kirchen haben wohl Gottesdienste und Diakonie, aber ihnen fehlt das Evangelium und der Heilige Geist.
So manche Freikirche hat zwar Gottesdienste und den Heiligen Geist, doch kaum Diakonie, die in der Gesellschaft wirklich wahrgenommen wird.
Missionale Projekte betonen oft missionale, diakonische Einsätze, doch vergessen leicht, dann auch wirklich mit dem Evangelium zu kommen. Andere leben sehr missional und proklamieren auch das Evangelium, doch es fehlt an struktureller Deutlichkeit, die viele Menschen brauchen, um sich sicher zu fühlen.
Und es gibt nicht wenige Gemeinden, die haben Gottesdienste, ein klares Evangelium und diakonische Dienste, alles drei also, doch es ist wie verschiedene Abteilungen, es gibt keinen Teamgeist, der alles organisch und lebendig verbindet.
Alle Gemeinden, denen auch nur ein Element fehlt, sind heutzutage und in unseren Gesellschaften schrumpfende Gemeinden. Selbst wenn sie wachsen, dann nur durch Transfer, also auf Kosten anderer, sterbender Gemeinden.
In Gemeinden aber, wo die Kraft des Evangeliums im Gemeindedienst wie im diakonalen Dienst gleichermaßen betont wird, da gibt es auch heute noch Zeichen und Wunder, Bekehrungen und Taufen.
Das Motto lautet also nicht missional kontra attraktional. Das Motto lautet missional plus attraktional, und all das im Heiligen Geist, der pausenlos auf Jesus weist.
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