Direkt zum Hauptbereich

Gemeinschaft (3)

Auszug aus dem Buch "Blue like Jazz - Nonreligious thoughts on Christian Spirituality" von Donald Miller

(Hier geht's zum Anfang der Serie "Gemeinschaft")

* * *

Einen Monat später bin ich mit fünf anderen Männern zusammengezogen. Wir fanden ein Haus, sehr gut gelegen, direkt neben einem Kreisverkehr und direkt gegenüber von John d’Arcs riesiger Statue. Die Statue sieht man, wenn man nach Portland reinfährt.

Erst fand ich es ganz gut. Es war ein großes Haus, und ich bekam das beste Zimmer, das Zimmer mit all den Fenstern. Mein Zimmer hatte in jeder Wand Fenster, insgesamt zehn. Fast wie ein Gewächshaus. Meinen Schreibtisch stellte ich vor das große Fenster Richtung Kreisverkehr und Statue. Meine Freunde haben dann immer gehupt wenn sie durch den Kreisverkehr fuhren. Jedes Mal hatte ich vergessen, in einem Glashaus zu wohnen und meinen Finger deshalb besser rechtzeitig aus der Nase zu ziehen um zurückzuwinken. Ich bin aus der totalen Isolation in einen Glaskasten an einer belebten Straße gezogen.

Das Beste am „in Gemeinschaft leben“ war, dass ich zum ersten Mal im Leben Brüder hatte. Wir saßen draußen auf der Veranda und beobachteten die Autos im Kreisverkehr. Oder wir stierten John d’Arc an und diskutierten, ob wir sie zum Kampfe hätten provozieren können.

Auf meinem Schreibtisch steht ein Bild von den sechs Kerlen von „Graceland“, wie wir das Haus genannt hatten. Die meisten glauben, wir hätten es Graceland genannt, weil es ein Ort sein sollte, wo Menschen Gottes Gnade und bedingungslose Liebe erfahren sollten. Da sind wir erst viel später drauf gekommen. Eigentlich haben wir es Graceland genannt, weil Elvis’ Haus auch so hieß und weil wir, ganz wie Elvis, gut bei den Frauen ankamen.

Das Bild auf meinem Schreibtisch ist mehr als nur ein Foto von sechs Männern. Es ist ein Dokument von mir in einer Übergangsphase. Nicht so eine Art zweite körperliche Pubertät, sondern eher eine innere Veränderung zwischen zwei Lebensphilosophien. Ich sehe nicht müde aus auf diesem Bild, aber ich weiß, dass ich müde war. Ich erinnere mich, ein ganzes Jahr lang todmüde gewesen zu sein. Ich war müde, weil ich es nicht gewohnt war, Menschen um mich zu haben.


* * *

Fortsetzung folgt hier

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail

Wer erntet die dicksten Kartoffeln?

Wer es noch nie gesehen hat, dem sei es hiermit gezeigt: Unsere Gesellschaft setzt sich aus vielen Subkulturen zusammen. Das Bild ist ein Beispiel für Deutschland, wo sich das Sinusinstitut in seinen sogenannten "Milieustudien" auf zehn Milieus oder Kartoffeln begrenzt. Sinus macht solche soziologischen Studien in erster Linie für Firmen, die ihr Produkt möglichst punktgenau in einer passenden Zielgruppe vermarkten wollen. Es ist eine fantastische Brille, mit der man klarer sehen kann, mit wem man es eigentlich zu tun hat und wie die gewünschten Kunden so ticken. Wenn sich Pastoren, Pfarrer oder ganz normale Christen diese Brille auf die Nase setzen, sehen die meisten entweder rot oder schwarz. Einigen wird auch gerne schwindelig oder sogar so schlecht wie bei einem Horrortrip. Warum nur? Weil Sinus ebenfalls herausgefunden hat, dass Kirchen und Gemeinden, völlig egal welcher Farbe, Konfession oder Denomiation, fast ausschließlich aus einem ca. 15% großen Segment am lin