Impuls Nummer fünf: Die Amnestie des Höchsten
(Zum besseren Verständnis ist es gut, die Serien vorne anzufangen. Dazu bitte hier klicken.)
Viel besungen, bedacht, beachtet: Drei Eigenschaften Gottes, die nicht wegzudenken sind aus christlicher Theologie: Güte, Gunst, Barmherzigkeit. Sie alle haben ihre Wurzeln in einem noch viel größeren Element des Wesens Gottes: Seine Gnade.
Gnade ist Thema Nummer eins der ganzen heiligen Schrift. Leider verkümmert sie viel zu sehr in unseren Gemeinden. Selbst in Freikirchen kann Gnade zu einem trockenen theologischen Konzept verdorren, welches es nur rechtgläubig abzunicken gilt. Deswegen ist es immer wieder nötig, sich zu fragen, wo und wann die offiziell geglaubte Gnade denn auch ihre Auswirkung im wahren Leben zeigt. Wo beweisen wir Gunst? Wie leben wir Güte? Wem sind wir barmherzig?
Wir haben festgestellt, dass Gottes Maßstäbe extrem hoch hängen und obendrein unverhandelbar sind. Gnade hingegen ist verhandelbar. Das Maß der Gnade ändert nichts an Gottes Maßstäben, denn ohne diese wäre Gnade ohnehin wertlos.
Es ist eine Willensentscheidung, ob und wem und wie gnädig man sein möchte. Gott hat sich entschieden. Er möchte allen Menschen grenzenlos gnädig sein.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt.
Man kann gnädig sein und vergeben, weil sich jemand konkret an uns vergangen hat und wir verletzt, betrogen oder ausgenutzt worden sind. In diesem Fall hat der Vergebende eine leicht erhöhte Position.
Oder man kann gnädig mit anderen sein, weil wir alle im selben Boot sitzen und keiner besser ist als der nächste. Das trifft auf alle Menschen vor Gott zu. Auf den Kontext dieser Serie angewandt heißt das, dass Heterosexuelle nicht glauben dürfen, sie seien besser als Homosexuelle. Ich weiß, mancher mag hier vielleicht "Aber...!" denken. Doch erst wenn die Erkenntnis, dass wir auch nicht besser sind, das Herz erreicht hat und nicht nur den Kopf, wird man wirklich in der Lage sein, anderen mit wahrer Güte, Gunst und Barmherzigkeit zu begegnen. Auch den sexuell anders Empfindenden. So wie Gott uns begegnet ist, obwohl wir ganz anders als ER empfinden.
Ich halte es für eine ausgesprochen befreiende Erkenntnis, dass wir es Gott sowieso nicht recht machen können. Auch sexuell nicht. Gott weiß das. Er weiß es besser als jeder andere. Und Nachfolge hat weniger etwas damit zu tun, es Gott recht zu machen. Damit hat Nachfolge eigentlich gar nichts zu tun. Nachfolge hat mit Liebe zu tun. Es geht vor allem darum, Gott zu lieben. Ihn zu lieben, weil er uns liebt, obwohl wir es ihm nie recht machen können. Gott zu lieben für seine grenzenlose Gnade. Wer aber an seiner eigenen Rechtschaffenheit festhält, dem wird wenig vergeben. Wem wenig vergeben wird, der liebt wenig. Wir sollten also ganz heiß darauf sein, Gottes Gnade auf jedes noch so kleine Detail in unseren verkorksten Leben anzuwenden. Wer Gnade erlebt, spürt Befreiung.
Liebe zu Gott kann man besonders gut ausdrücken, indem man andere Menschen so liebt, wie Gott sie liebt. Wer Jesus als Quelle der Gnade fest im Zentrum hält und andere Menschen innerhalb und außerhalb der Gemeinde wie Jesus liebt, dem wird der Heilige Geist alles Weitere auf dem Weg klarmachen. Zu seiner Zeit. Nicht zu früh, nicht zu spät. Das ist ausgelebte Barmherzigkeit.
Es ist genau diese Haltung, die Not tut. In so vielen Kirchen und Gemeinden. Wir tendieren so leicht dazu, entweder die hohen Maßstäbe Gottes zu verwerfen oder die Gnade. Im schlimmsten Fall beides. Lasst uns Jesus im Zentrum halten, nachfolgend die Gnade feiern und Liebe lernen.
In meinem abschließenden Post zum Thema möchte ich einige Schlussfolgerungen ziehen und Konsequenzen nennen, die ich persönlich daraus lerne.
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