Direkt zum Hauptbereich

Bärtige Jesusine

Sollte man so was Profanes wie den europäischen Song Contest auf einem solchen Blog überhaupt kommentieren? Nein, sollte man wahrscheinlich nicht und ich begrenze mich auch nur auf meinen Verdacht, dass derselbe Song ohne bärtigen BH-Träger wohl Holland den verdienten Vortritt hätte geben müssen.

Wie auch immer, hier ist mein ganz spontaner, persönlicher Eindruck von Thomas N. alias "Wurst" - lange noch bevor ich wusste, dass Thomas sogar siegen würde: Hier haben wir nämlich die perfekte Inszenierung eines typisches Jesusklischees, der femininen, bedeutungslosen Jesusfigur. Schon vor zwei Jahren schrieb ich über dieses Jesusbild, das gar nicht so selten in unseren Köpfen vorkommt:

"Jesus, ein ungefährlicher, hodenloser Kastrat, ein weißbleicher Ministrant mit der typischen Frisur mit Mittelscheitel, der nur gedämpft spricht und Konfrontation aus dem Wege geht."

Thomas Wurst verkörpert dieses Klischee nicht nur gut. Sonders gleich so gut, dass er sowohl mit seinen verzweifelten Versuchen, seine maskulinen Hände ein feminines "haj-tajtaj" vor der Nase schauspielern zu lassen als auch mit seinem soft-inhaltslosen Gerede von Frieden und blabla zur regelrechten Karikatur wird.

Karikaturen haben sehr viel Gutes. Sie zeigen auf humorvolle Weise eine ernste Wahrheit. In mancher Hinsicht kommt Thomas' Grand-Prix-Verwurstung dem populären flauschig-sanften Weichei-Jesus viel näher als dem Messias der Evangelien. Von Zeit zu Zeit sollten wir uns also fragen: Wer ist mein Jesus wirklich? Mehr eine bärtige, softe, zärtliche Jesusine als der König der Könige?

Seien wir uns dem eigenen Jesusbild, welches uns innerlich beeinflusst, stets bewusst. Und wenn's 'ne Wurst braucht, um uns etwas wachzurütteln, na, bitte sehr. Sonst könnte es nämlich ein verdammt böses Erwachen geben, wenn der wahre Herr des Universums plötzlich und unerwartet wiederkommt.

Da ist Jonny Cashs Lied vom "Man", der "around" kommt, um Lichtjahre näher am wahren Jesus. Aber Cash tritt bis auf weiteres auf keinen Song Contests mehr auf.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten ...

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf...

Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Wohin wird die Reise gehen? Langsam, ganz langsam entwickelte sich die Geschichte, die hier begann . Der Gedanke, Gemeinde für ihre Kollegen zu entwickeln, ließ sie nicht mehr los. Wir trafen uns unregelmäßig über ALT, wo in meinem Kurs alles begonnen hatte. Schnell wurde ihr allerdings klar, dass ALT gewöhnliche Pastoren für gewöhnliche Gemeinden ausbildet, sie aber einen ungewöhnlichen Neustart für ungewöhnliche Menschen anstrebt. Sie fühlte sich wenig vorbereitet und eher eingeengt. Deshalb drückte sie auf Pause legte die Ausbildung bis auf weiteres auf Eis. Obwohl wir uns nicht mehr über ALT sahen, verloren wir nicht den Kontakt. In unregelmäßigen Abständen telefonierten wir, besprachen Ideen. Ich traf einen Teil ihrer Freunde und Kollegen auf einem Philosophieabend in Stockholm. Und während ich mit diversesten Herausforderungen bei Communitas zu kämpfen hatte, wurde für sie immer klarer: Wir müssen eine ganze neue Arbeit starten, die exakt auf das Leben von Künstlern und Mus...