Direkt zum Hauptbereich

Schlechterwisser XIII.: Reaktionen


"Linas Matkasse", zu deutsch "Linas Einkaufstüte" beliefert uns regelmäßig zu Haus mit vier brandneuen vegetarischen Rezepten samt allen Zutaten. Mittlerweile haben wir schon ein ganzes Kochbuch mit neuen Geschmäckern, unbekannten Zutaten und leckeren Rezepten zusammengesammelt.

Mein Aufruf und Vorbild, kein fleischliches Leben mehr zu führen, sorgt für sehr unterschiedliche Reaktionen.

Beeindruckt sind Nichtkirchengänger, die es offenbar überrascht, dass Christen doch up-to-date sein können und sogar bereit sind, dafür ihr Leben zu ändern. Christen sind scheinbar nicht gerade für ihre Flexibilität berühmt.

Vereinzelt werde ich konkret um mehr Auskunft gebeten, weil man selber gerade in Erwägung ziehe, vegetarisch oder gar vegan zu werden.

Junge Christen, wie z.B. viele meiner ALT-Studenten, fragen genau nach, wieso, weshalb, warum. Dann beobachten sehr genau, was denn nun auf meinem Teller liegt und man merkt, wie die Thematik in ihnen arbeitet.

Grundsätzlich sind junge Leute interessierter, alte ablehnender. Ich erlebe außerdem ein europäisches nord-süd-Gefälle. Im Norden ist man viel offener, im Süden deutlich skeptischer. Doch es gibt in jeder Hinsicht viele Ausnahmen.

Das meiste Unverständnis ernte ich interessanterweise von reifen Christen, oft in Leitungspositionen. Auch hier bestätigen viele Ausnahmen die Regel. Doch von dieser Gruppe kommen alle möglichen Reaktionen, von schüchterner Vermeidung des Themas, über dumme Sprüche (z.B. "Wenn Gott will, dass wir Vegetarier sind, warum hat er dann Tiere aus Fleisch gemacht? Hahahahaha!") bis hin zu theologischen Argumenten. Jeder beweist auf seine Art, noch nie ernsthaft über die Thematik im Lichte des 21. Jahrhunderts nachgedacht zu haben. Ich kann es teilweise sogar verstehen, bis Weihnachten 2016 hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert.

Was ich hingegen nicht verstehen kann, ist das Argument, "Warum um die Umwelt kümmern, die Welt wird eh' vergehen". Wer das ernsthaft glaubt, sollte konsequenterweise auch an die Abschaffung von Krankenhäusern und Medizin glauben, schließlich muss doch eh jeder verrecken, warum also vorher noch kümmern. Mit diesem Argument disqualifiziert man sich vollständig von jedweder Glaubwürdigkeit. Ich bin der Meinung, das Gemeinde sehr wohl eschatologisch, niemals aber apokalyptisch sein, denken und handeln muss. Wir sollten lieber noch ein paar Apfelbäumchen pfanzen.

Eine hoffnungsvolle, zukunftsgerichtete Eschatologie, fest verwurzelt im geschichtlichen Ereignis der Auferstehung, muss die Basis jeder zeitgemäßen Jüngerschaft sein, wenn sie die Welt beispielhaft verändern und nicht in totaler Bedeutungslosigkeit versinken will. Diese Serie ist der Versuch, ein schmackhaftes Beispiel aufzuzeigen.

(Fortsetzung folgt)

Da macht selbst mir wieder das Kochen Spaß.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten ...

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf...

Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Wohin wird die Reise gehen? Langsam, ganz langsam entwickelte sich die Geschichte, die hier begann . Der Gedanke, Gemeinde für ihre Kollegen zu entwickeln, ließ sie nicht mehr los. Wir trafen uns unregelmäßig über ALT, wo in meinem Kurs alles begonnen hatte. Schnell wurde ihr allerdings klar, dass ALT gewöhnliche Pastoren für gewöhnliche Gemeinden ausbildet, sie aber einen ungewöhnlichen Neustart für ungewöhnliche Menschen anstrebt. Sie fühlte sich wenig vorbereitet und eher eingeengt. Deshalb drückte sie auf Pause legte die Ausbildung bis auf weiteres auf Eis. Obwohl wir uns nicht mehr über ALT sahen, verloren wir nicht den Kontakt. In unregelmäßigen Abständen telefonierten wir, besprachen Ideen. Ich traf einen Teil ihrer Freunde und Kollegen auf einem Philosophieabend in Stockholm. Und während ich mit diversesten Herausforderungen bei Communitas zu kämpfen hatte, wurde für sie immer klarer: Wir müssen eine ganze neue Arbeit starten, die exakt auf das Leben von Künstlern und Mus...