Diese Zeilen schreibe ich aus einem dahinbrausenden Zug - auf dem Weg nach Örebro. Diese Woche sind "Örebrotage"; zweimal jährlich kommen sämtliche Studenten und Lehrer der Akademie für Leiterschaft und Theologie aus allen Himmelsrichtungen Schwedens zusammen. Dieses Mal ist auch wieder Auftakt zum Kurs Gemeindegründung, den ich unterrichte.
Für 2014 habe ich den kompletten Inhalt über den Haufen geworfen und neu zusammengestellt. In den wenigen Jahren, die wir in Schweden sind, hat sich schon wieder so viel verändert. Die Menschen denken anders, empfinden anders. Gemeindegründer sind Kulturarchitekten die Neues in das Bestehende einbauen. Sie sind kreative Lichtkünstler, welche die alten Naturen im Licht der Gnade neu in Szene setzen. Die alte Schule der Gemeindegründung ist viel zu statisch, erinnert mich nicht selten an Firmen- oder Vereinsgründung, und so funktioniert es nur noch für einen kleinen Teil der Bevölkerung. Gemeindegründung darf nicht nur die Einpflanzung eines frommes Programms sein. Es ist die Züchtung eines neuen Organismus von dem man zu Anfang nie genau weiß, wie er mal aussehen wird, weil uns die heranwachsenden Zellen völlig unbekannt sind. Es ist schwer, geeignete Literatur für angehende Gemeindegründer zu finden. Zu viel ist schon veraltet, wenn's erscheint, oder es ist schlechthin zu amerikanisch und passt nicht in den europäischen Kontext. Oder beides.
Mich faszinieren die "Milieustudien" - ein seltenes Beispiel dafür, dass Deutschland im Gemeindebau ausnahmsweise mal die Nase vorn hat. Sie beschreiben exakt meine erlebte Wirklichkeit: Herkömmlicher Gemeindebau erreicht nur einen kleinen Bruchteil der Gesellschaft. Für herkömmliche Pastoren mag das völlig ausreichend erscheinen. Doch nicht für Missio Dei, die Mission Gottes. Gott möchte, dass alle Menschen zur Erkennt nis der Wahrheit kommen, nicht nur die traditionell konservativen. Nicht zuletzt deshalb ist Paulus den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche geworden.
Gemeindegründer sind wie eine Kreuzung aus Jesus und Paulus, wenn man das so sagen darf. Himmlisch, übernatürlich, begabt, motiviert und doch schwach, krank, geplagt, sterbend. Wie bildet man diese Spezies aus? Ihr dürft gerne für mich beten.
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