Direkt zum Hauptbereich

Unser Bestes

Nun liege ich schon ein paar Tage mit Fieber und heftigstem Husten krankgeschrieben zu Hause und fühle mich reichlich ineffektiv. Immerhin amüsiere ich meine Kinder mit meinen Hustenattacken - bevorzugt durch Lachen ausgelöst - und trage damit trotz allem zur Lebensfreude im Hause bei. Zur Abwechslung denke ich heute etwas von dem wiederzugeben, mit dem ich mich hier lesenderweise so beschäftige. Es kommt von dem auch in Deutschland bekannten Autor Magnus Malm und ist überschrieben mit "Unser Bestes".

Die Vorstellung, dass Religion durch Angriff ausgerottet werden kann hat sich nach den gigantischen Experimenten des 20. Jahrhunderts wohl verflüchtigt. Weder der kurzlebige Nationalsozialismus noch der langlebige Kommunismus haben es trotz starker Förderung des "wissenschaftlichen Atheismus" nicht geschafft, die Kirche nachhaltig auszurotten. Säkularisierung geschieht nicht, indem man Gott angreift, sondern indem man ihn ausschließt. Oder, wie ein Dämon in C.S. Lewis' "Dienstanweisung an einen Unterteufel" schreibt: "Es ist lustig, wie die Sterblichen immer meinen, wir würden etwas in ihre Gedanken eingeben. In Wahrheit geben wir unser Bestes, ihnen Gedanken fernzuhalten." 

Eine Gemeinde, die keine geistliche Leitung mehr leistet fördert die Säkularisierung viel mehr als ein Atheist, der aktiv gegen Glauben kämpft. Eine christliche Verkündigung, die schweigt, wenn es um biblische Lehren zum Geld, Lebensweise, Macht, Sex oder Politik geht, lässt Tür und Tor offen für andere Einflüsse; sie schmälert das Gottesbild viel effektiver als wissenschaftliche Propaganda.

Deshalb hat sich die Religionsfreiheit einer kapitalistischen Gesellschaft oft als stärkeres Gegengift gegen eine radikale Christenheit erwiesen als die atheistische Diktatur. Während es uns nicht an Geld mangelt für unsere kirchlichen Aktivitäten, während uns der Wert der Spiritualität für die Kultur immer wieder versichert wird, verlagert sich der eigentliche Schwerpunkt des Vertrauens in Bereiche, wo Gott nicht mehr benötigt wird. Es ist völlig in Ordnung, in diesem Land an Gott zu glauben - so lange wir unsere Identität in Wahrheit auf Ausbildung, Finanzen, Reklame, Medien, Wirtschaft, Arbeit, Parteien, Verteidigung usw. bauen. Der gefährliche Atheismus ist nicht der, der gepredigt, sondern der, der gelebt wird. Und wenn wir dann zu spät aufwachen und merken, dass Gott nur noch ein zusammengeschrumpftes, machtloses und irrelevantes "Gefühl für die weichen Werte des Lebens" ist, dann werden wir einsehen, dass der Religionsfreiheit gelungen ist, wovon militanter Atheismus nur träumen konnte.

Aus Magnus Malm, Viskningar från katakomberna. Skisser för en kristen motkultur. Örebro, 2006: Libris, 91-92.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

10 Dinge, die's vor 10 Jahren noch nicht gab (und warum das so wichtig für Gemeinden ist)

Herzlich willkommen im Jahre 2017!  Ich hoffe, Ihr seid gesund herübergekommen und habt allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Als wir vor 10 Jahren das erste Mal Silvester in Schweden feierten, hatten wir gerade erst damit angefangen, Ansätze und Ideen für die Gemeinde der Zukunft zu entwickeln. Aus einem kleinen, bayerischen Dorf kommend kam es uns damals grad so vor, als seien wir selber direkt in die Zukunft gezogen. Doch heute möchte ich Euch 10 Dinge vorstellen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab - bzw. von denen zu Silvester 2006 noch keine Rede war. Wenn Ihr die Liste seht, werdet Ihr manchmal denken: ”Echt jetzt?! Das gab’s da noch nicht?!” In der Tat, es ist schwer zu glauben. So sehr haben wir uns heute an so manches gewöhnt. Legen wir los: Nummer 1: YouTube Streng genommen wurde YouTube schon 2005 gegründet, aber vor 2007 hat’s in unserem Teil der Welt kaum jemand beachtet. Heute ist eine Welt ohne das Videoportal undenkbar: Rezepte, Trail

Die Gemeinde der Zukunft (7) hat andere moralische Werte

Fangen wir heute mit dem an, was die meisten Alten wohl ohnehin als schlechte Nachricht befürchten:  Zukünftige Gemeinden werden deutlich weniger Probleme mit sexueller Erregung haben als die meisten ihrer Vorgänger. Und zwar auch außerhalb der Institution, die wir heute als staatlich festgelegte Ehe kennen. Das heißt nicht, dass die lebenslange, monogame und treue Beziehung als höchstes, anzustrebendes Modell von Christen aufgegeben wird. Doch man wird gnädiger sein mit allen, denen das nicht gelingt. Wie man allerdings "gnädig" und "Gnade" definieren wird, bleibt wohl jeder Gruppe selbst überlassen. Ich bin mir sicher, dass sexuelle Unbekümmertheit bis hin zur Freizügigkeit aus heutiger Sicht als einer der Schwachpunkte der Zukunftsgemeinde ausgelegt werden könnte. Dafür gibt es viele Gründe. Erstens war Sex über Jahrhunderte die ultimative Kardinalssünde Nummer eins. Um das zu korrigieren, wäre es nicht verwunderlich, wenn das Pendel erstmal in die andere Ri