Direkt zum Hauptbereich

Die Macht der Worte

Vergangene Woche verfolgte ich live im Internet den umstrittenen großen Zapfenstreich für Ex-Bundespräsident Wulff. Dabei wurde auch öfters von Rolle und politischer Macht eines Bundespräsidenten gesprochen. Fazit: Der Bundespräsident hat vor allem "die Macht der Worte" - als gewisser Sympathieträger kann er durch seine Reden die Stimmung eines ganzen Volkes beeinflussen. In der Tat: Wörter haben Macht. "Wenn ich dir sage, dass du jetzt auf keinen Fall an Elefanten denken sollst, woran denkst du dann?" Dieses klassische Beispiel, zitiert aus dem Film "Inception", zeigt, wie beeinflussbar wir alle sind. Umso wichtiger ist es also, auszuwählen, welchen Worten wir zuhören und welchen besser nicht. Denn was wir hören und lesen, beschäftigt unweigerlich unsere grauen Zellen.

In Zeiten wie diesen, wo eine schier unendliche Informationsflut über Werbung, Medien oder Musik auf uns einströmt ist es noch viel wichtiger, eine bewusste Auswahl zu treffen. Und hier möchte ich eine Lanze für das Wort Gottes brechen, welches in aller Regel auch für Christen heutzutage auf den hinteren Rängen landet. Hand auf's Herz: Wieviel Zeit nehmen wir uns täglich, um Gott bewusst zuzuhören, uns von seinen Worten beeinflussen und inspirieren zu lassen?

Als wir im Januar mit unseren H2O-Impressions begonnen haben, die Bergpredigt durchzugehen, haben wir versucht, unsere Truppe zu einer außergewöhnlichen Entscheidung zu motivieren. Wir baten darum, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, die gesamte Bergpredigt auswendig zu lernen. Was würdest du spontan von diesem Vorschlag halten?

Wir wollen allerdings kein stupides Ansammeln von Textinformationen im Hirn. Wir wollen die Bergpredigt nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herz auswendig lernen, indem wir Woche für Woche nicht mehr als ein bis maximal vier Verse lernen. Die Verse der Woche sollen immer und immer wieder wiederholt werden. Wir wollen sie uns innerlich aufsagen wenn wir im Bus, beim Kochen, beim Aufwachen sind. Durch die ständige Wiederholung dringt man nicht nur immer tiefer in die Geheimnisse der Bibel ein, sondern es beginnt auch mehr und mehr, gewöhnliche Alltagsentscheidungen, Zeitplanungen und Prioritäten so zu beeinflussen, dass wir mehr wie wirkliche Kinder Gottes leben. Mal ehrlich: Wer von uns nimmt eine Bibel zu Hand, bevor wir eine Entscheidung treffen? Es dürften rund 0% der Bevölkerung sein. Wie aber wirkt es sich auf unsere Entscheidungen aus, wenn sich das Wort Gottes nicht nur im Hirn, sondern vor allem in unserem Herzen befindet?

"Only what the heart knows by heart, the heart really knows" - diesen schönen Satz kann man leider nicht ins Deutsche übersetzten.

Ich möchte alle ernsthaft auffordern, größere Teile des Wortes Gottes auswendig zu lernen. Nicht zuletzt ist das auch gut, wenn wir Muslime treffen (und wir werden in den kommenden Jahrzehnten sehr viele von ihnen treffen). Nicht wenige Muslime haben Teile oder den ganzen Koran auswendig gelernt. Die Motivation dazu mag eine andere gewesen sein, doch für sie ist es äußerst natürlich, sich ausgiebig mit einem heiligen Buch zu beschäftigen. Wenn sie hingegen hören, dass wir Christen kaum Zeit und Lust haben, die Bibel zu lesen, geschweige denn auswendig zu lernen, na dann (so die logische Schlussfolgerung aus muslimischer Sicht) kann die Bibel nichts besonderes sein.

Also - welche Macht räumst du persönlich dem Worte Gottes ein??? Wer mag mitmachen beim kontemplativen Auswendiglernen???

Übrigens, meine persönlichen Verse zum Auswendiglernen für diese Woche kommen aus Mt 5, 23-26 und lauten:

23 Wenn du eine Opfergabe zum Altar bringst und dir fällt plötzlich ein, dass dein Bruder dir etwas vorzuwerfen hat, 
24 dann lass dein Opfer am Altar zurück, geh zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm. Erst danach bring Gott dein Opfer dar. 
25 Setz alles daran, dich noch auf dem Weg zum Gericht mit deinem Gegner zu einigen. Sonst wird der Richter dich verurteilen, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis stecken. 
26 Und ich sage dir: Von dort wirst du nicht eher wieder herauskommen, bis du auch den letzten Rest deiner Schuld bezahlt hast." 

(Hfa, ich lerne allerdings die Übersetzung gemäß "svenska folkbibeln")

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf

Abschluss der Bergpredigt

Ein ganzes Jahr sind wir während unserer Sonntagstreffen "Impressions" durch die Bergspredigt gegangen, das Manifest des Reiches Gottes, der Fokuspunkt eines Objektives, an welchem die ganze sichtbare Wirklichkeit auf den Kopf gestellt wird, weil man einen Blick in Gottes Wirklichkeit erhaschen darf. Die Bergpredigt, welche all unsere menschlichen "Normalitäten" in Frage stellt; wo nicht Stars und Sternchen selig gepriesen werden sondern die, denen es dreckig geht; wo gefordert wird auch denen liebevolle Weihnachtsgeschenke zu machen, die uns an den Kragen wollen; wo gesagt wird, man möge einem Dieb doch bitte beim Raustragen helfen. Die Bergpredigt, welche uns die unerhörte Großzügigkeit Gottes vormalt, weil Er genau all das ist und tut. Die Bergpredigt, welche uns den menschlichen Egoismus schonlungslos vor Augen führt und uns unweigerlich spüren lässt, dass eben dieser gottverdammte Egoismus uns die Bergpredigt als gefühlte Unmöglichkeit erscheinen lässt.