Direkt zum Hauptbereich

Glauben und Handeln

Da waren sie wieder mal, unsere "Impressions", unser zweiwöchentliche Alphakurs-ähnliche unplugged Gottesdienst ohne Kirche, Priester und Mikrofone aber dafür mit viel Mampf, Plausch und Danone. Im zweiten Teil, der immer mit Abendmahl abschließt, hielt ich gestern eine etwas provokative Andacht und forderte meine Hörer hinterher dazu auf, mir gerne zu widersprechen, wenn sie das anders sähen.

Ausgehend von Jakobus 2, 17-18 habe ich eine ganz einfache Lebensweisheit entwickelt: Wir glauben nur das, was wir auch leben. Oder: Wir glauben nicht zwangsläufig das, was wir sagen. Wir bleiben zum Beispiel an der roten Ampel stehen, weil wir fest glauben, dass das in jedem Fall sicherer ist. Wir putzen uns regelmäßig die Zähne, weil wir glauben, dass das auf die Dauer schmerzfreier und billiger ist. Einfache Glaubensüberzeugungen haben tagtägliche, praktische Auswirkungen. Diese Überzeugungen sitzen sehr, sehr tief. So tief, dass wir gar nicht groß darüber reden müssen. Wir machen es einfach. Stell Dir mal einen Typen vor, der immer wieder davon reden würde, dass er heute wieder mal bei Rot an der Ampel gehalten oder sich heute morgen die Zähne geputzt habe. Und wie wichtig das alles sei. Die vielen Worte wirken wohl etwas befremdlich und mögen auch ein Indiz dafür sein, dass dieser Typ sich in Wahrheit noch etwas schwertut mit Verkehrs- oder Hygieneregeln. Er muss sich selbst noch besser überzeugen.

Mit anderen Worten: Der Alltag beweist, was wir wirklich glauben. Unsere Worte beweisen gar nichts. Manche sagen zum Beispiel, die Bibel sei wichtig. Wer das sagt aber nie oder selten die Bibel liest, wer nicht versucht seinen Kindern die Bibel so nahe wie möglich zu legen, glaubt in Wahrheit gar nicht, dass dieses Buch so wichtig ist. In Wahrheit glaubt man, die Bibel ist eigentlich völlig irrelevant, aber unter gewissen Umständen ist es vorteilhaft zu erwähnen, die Bibel sei wichtig. Hätte die Bibel auch nur die gleiche Wichtigkeit wie zum Beispiel das Zähneputzen - nun, man kann sich ja selbst ausmalen, wie sie dann im Alltag vorkäme.

Manche sagen: "Jesus ist Herr!". Oft wird das im Sonntagsgottesdienst auf verschiedene Weise zum Ausdruck gebracht. Wer dann nach Hause geht und den Rest der Woche komplett unter eigener Regie lebt, glaubt alles mögliche, aber bestimmt nicht, dass Jesus Herr ist. Wer Jesus nicht täglich aus ganzem Herzen nachfolgt, glaubt nicht, dass Jesus der Boss ist.

Wenn eine versteckte Kamera Deinen vergangenen Donnerstag gefilmt hätte, welchen Glauben und welche Werte würde ich in diesem Film erkennen können? Wenn ein ZDF-Team aber ganz öffentlich Deinen kommenden Donnerstag zum Thema "der Alltag eines Christen" filmen würde, was sähe dann anders aus?!

Eine lebhafte Diskussion wurde das bei unseren "Impressions", an der sich interessanterweise alle Altersgruppen lebhaft beteiligten. Interessant war auch, dass die bis 15-jährigen meine Thesen eigentlich ganz richtig fanden, aus der Elterngeneration hingegen leichte Versuche kamen, das Ganze lieber etwas zu relativieren.

Und Du? Was predigst Du mit Deinem Leben? Ist meine These "Dein Alltag beweist Deinen wahren Glauben!" zu hart?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine neue "Engelskala"?

Ich selbst kam gerade erst ins zweite Schuljahr, als die beiden Herren James Engel und Wilbert Norton ein Buch mit dem Titel " What's gone wrong with the harvest? " (Was ist mit der Ernte schiefgelaufen?) herausgaben. Nein, das Buch handelte nicht von Traktoren, Mähdreschern und Güllefässern, sondern um die Ernte der geistlichen Früchte, die Jesus von Kirche und Gemeinden erwartet. Und hier läuft ja bekanntlich so manches schief. Zur Veranschaulichung entwickelte Herr Engel, einer der Autoren, eine Skala. Auf dieser Skala konnte man leicht erkennen, wo man sich auf seiner geistlichen Reise gerade befindet. Als " Engelskala " - was nur etwas mit dem Namen des Erfinders und nichts mit Engeln zu tun hat - gelangte sie zu weltweiter Bekanntheit. Für alle, die noch nie eine Engelskala gesehen haben - so ungefähr sieht eine deutsche Version aus (von mir farblich etwas aufgepeppt): (zum Vergrößern auf's Bild klicken) Man liest die Skala im Prinzip von unten ...

Kein Funken Kritik

Diese Woche wurde dann der Fernsehbeitrag ausgestrahlt, in dem Seelsorgegespräche von Pfarrern und Pastoren heimlich aufgenommen wurden. Ein Journalist hatte sich als Seelsorgesuchender ausgegeben und um Hilfe für seine homosexuelle Neigung gebeten. (Ich hatte hier darüber geschrieben.) Die Sendung wurde nun hochgelobt und es gab nicht den geringsten Funken Kritik an den angewandten Methoden. Das Medienmagazin Pro berichtet von ähnlichen Fällen in Deutschland, wo Journalisten sich an kompetente Seelsorger wenden und um "Heilung" von ihrer Neigung bitten doch hinterher völlig entrüstet und aufgebracht darüber berichten, dass sie tatsächlich Hilfe bekommen haben. (Ich weiß allerdings nicht, ob hier auch heimliche Aufnahmen gemacht wurden.) Ich halte das heimliche Aufnehmenbewusst vertraulicher Gesprächssituationen wirklich für unfair und journalistisch unbegründet. Doch was will man machen? Die Welt will hören, was sie hören will, das war schon immer so. All die guten Hilf...

Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Wohin wird die Reise gehen? Langsam, ganz langsam entwickelte sich die Geschichte, die hier begann . Der Gedanke, Gemeinde für ihre Kollegen zu entwickeln, ließ sie nicht mehr los. Wir trafen uns unregelmäßig über ALT, wo in meinem Kurs alles begonnen hatte. Schnell wurde ihr allerdings klar, dass ALT gewöhnliche Pastoren für gewöhnliche Gemeinden ausbildet, sie aber einen ungewöhnlichen Neustart für ungewöhnliche Menschen anstrebt. Sie fühlte sich wenig vorbereitet und eher eingeengt. Deshalb drückte sie auf Pause legte die Ausbildung bis auf weiteres auf Eis. Obwohl wir uns nicht mehr über ALT sahen, verloren wir nicht den Kontakt. In unregelmäßigen Abständen telefonierten wir, besprachen Ideen. Ich traf einen Teil ihrer Freunde und Kollegen auf einem Philosophieabend in Stockholm. Und während ich mit diversesten Herausforderungen bei Communitas zu kämpfen hatte, wurde für sie immer klarer: Wir müssen eine ganze neue Arbeit starten, die exakt auf das Leben von Künstlern und Mus...