Wir haben zwar immer noch keine Bilder der letzten Woche, aber ein bisschen erzählen kann ich trotzdem. Letzte Woche Mittwoch ging es mit einem Treffen der Freiwilligen los. Die letzten Infos wurden gegeben, es wurde gebetet und die jeweiligen Projektgruppen besprachen sich untereinander. Die erste Gruppe ging gleich anschließend zum Einsatz, ein Quartier für spezielle Obdachlose vorzubereiten, nämlich solche, die absichtlich mit keinem Sozialamt in Kontakt stehen möchten. Es wurde Essen gerichtet und die Räume vorbereitet. Gegen 10 kommen die Gäste, und wer von den Freiwilligen wollte, konnte noch ein bis zwei Stunden mit den Gästen reden. Dieses Projekt wurde bis Samstag jeden Abend angeboten und erhielt eine ganze Reihe Anmeldungen.
Am Donnerstagvormittag begann Judys "Lean on me!". Die Freiwilligen trafen sich auf dem Järntorget (=Eisenplatz), baten um Gottes Wegweisung und trennten sich wieder auf, um Menschen in Not aufzuspüren. Manche haben sich eine Weile zu Bettlern gesetzt oder mit ihnen zusammen Mittag gegessen. Manche haben andere einfach auf einem Kaffee eingeladen und zugehört. "Lean on me!" wurde fünfmal durchgeführt. Leider wurde dieses Projekt durch das Wetter und die Dunkelheit beeinträchtigt, meinte Judy, nächstes Frühjahr sollte es noch besser klappen.
Donnerstagnachmittag ging eine Gruppe nach "Sagåsen", einem der drei schwedischen Empfangslager für Flüchtlinge und Asylanten. Man begrüßte die neu Angekommenen, trank eine Tasse Kaffee oder Tee mit ihnen, kommunizierte in allen Sprachen, die zur Verfügung standen oder nur mit Gesten und Körpersprache, spielte mit den Kindern und verteilte warme Mützen. Auch dieses Projekt erfreute sich großer Beliebtheit und die Resonanz der Freiwilligen war sehr positiv. Und was am Wochenende so abging, erzähle ich morgen oder übermorgen.
Mir persönlich sind in der vergangenen Woche durch meine eigenen TjänaStan-Erfahrungen ein paar Dinge sehr, sehr deutlich geworden:
Für mich persönlich ist es als Jesus-Nachfolger ausgesprochen wichtig, mich klein und niedrig zu halten. Das geht nicht, indem ich auf Kanzeln stehe oder super Vorträge halte oder alle mich toll finden. Aber es geht, indem ich ein Freund der Armen werde, und dies zu einem Lebensstil mache.
Wenn es um Evangelisation geht, sind Christen leider oft als predigende Besserwisser bekannt, die sagen, was man oder frau glauben muss, in deren Alltagsleben aber sonst kaum ein Unterschied zu sehen ist. Dieses Vorurteil möchte ich nicht bestätigen sondern umdrehen. Ich möchte ein Vorbild sein, das anders lebt. Leider bin ich so an meinen westlichen Lebensstil gewöhnt, dass ich manchmal bewusste Gelenheiten brauche, einen anderen Lebensstil zu trainieren. TjänaStan bietet mir verschiedene "Kurse und Lektionen".
Als ich am Montag im Knast war, sagte jemand: "Die Temperatur einer Gemeinde kann man daran messen, wie sehr sie sich um die Gefangenen kümmert." Der Satz hat eingeschlagen bei mir. Wie oft habe ich in meinem bisherigen Leben Jesus im Knast besucht (Mt 25)? Noch kein einziges Mal!
Alles in allem hoffe ich, auch zwischen den TjänaStan-Ereignissen für mich Gelegenheiten zu schaffen, ein liebevollerer, demütigerer, niedrigerer, dienenderer Jesus-Nachfolger zu werden.
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